Mit Multimedia-ICs schneller wachsen als der übrige Markt

SGS-Thomson gefällt sich in seiner Sonderrolle

31.01.1997

"1996 war eines der miserabelsten Jahre im weltweiten Halbleitermarkt", brachte SGS-Thomson-Präsident Pasquale Pistorio vor der Presse in Paris die schlechte Stimmung innerhalb der Branche auf den Punkt. Trotz eines weltweiten Umsatzrückgangs um acht Prozent auf ein Volumen von rund 133 Milliarden Dollar sei es seinem Unternehmen jedoch gelungen, die Einnahmen gegenüber dem Vorjahr um 16 Prozent auf 4,12 Milliarden Dollar zu steigern. Ebenfalls erfreulich fiel die Bilanz beim Nettogewinn aus: Dieser verbesserte sich um 19 Prozent auf 625,5 Millionen Dollar. SGS-Thomson kletterte damit einer aktuellen Erhebung von Dataquest zufolge in der Rangliste der Halbleiterproduzenten von Platz 14 auf Rang neun; der Weltmarktanteil erhöhte sich im Jahresvergleich von 2,4 auf 3,1 Prozent.

SGS-Thomson profitierte vor allem von der Tatsache, daß man im besonders schwierigen Business mit Speicherchips (DRAMs) selbst nicht präsent ist. Völlig spurlos ist allerdings das flaue Marktgeschehen auch an dem 1987 aus der Fusion des französischen Halbleiterproduzenten Thomson Semiconducteurs mit der italienischen SGS-Microelletronica-Gruppe entstandenen Unternehmen nicht vorübergegangen. So mußte im vierten Quartal 1996 ein Gewinnrückgang um 15,5 Prozent von 168 auf 142 Millionen Dollar hingenommen werden.

Immer kürzere Vorlaufzeiten und die damit verbundene schwierigere Einschätzung der Auftragsentwicklung sowie der in der Branche anhaltende Preisdruck könnten im ersten Halbjahr noch Auswirkungen auf die Bruttogewinnspanne haben, hieß es offiziell. Insgesamt werde man jedoch das laufende Geschäftsjahr wieder erfolgreich abschließen. Der SGS-Thomson-Chef betonte vor allem die Präsenz des Unternehmens in Wachstumsmärkten wie Multimedia, dem digitalen Fernsehen sowie Mobilfunk.

Gerüchte, wonach sich in Kürze Veränderungen im Aktionärskreis des Unternehmens ergeben könnten, wollte Pistorio nicht kommentieren. Insider in Paris wollen allerdings davon wissen, daß sich der vor der Privatisierung stehende französische Elektronikkonzern Thomson-CSF von seiner 17,5-Prozent-Beteiligung an SGS-Thomson trennen wird. Derzeit werden 30 Prozent der SGS-Thomson-Aktien frei gehandelt; der Rest befindet sich in den Händen französischer und italienischer Großanleger.