Verbindung zwischen Datenverarbeitung und Büromaschinen bleibt zu schaffen:

SGPM bemüht sich um Fernmeldebereich

03.04.1981

AACHEN (gr) - Der französische Mischkonzern Sant-Gobain-Pont-a-Mousson (SGPM) hatte in den vergangenen Jahren gelernt, Aktivitäten mit schwachem Wachstum in angemessener Rentabilität zu führen. Durch die Datenverarbeitung, in die die neueren Beteiligungen der SGPM zielen, trat das Unternehmen nach Ausführungen seines Präsidenten und Generaldirektors Roger Fauroux in eine neue Welt ein.

Während das Umsatzwachstum der übrigen Bereiche der Gruppe 1980 verglichen mit 1979 um 11 Prozent wuchs, erzielte die indirekte Mehrheitsbeteiligung CII-HB (53 Prozent) ein Umsatzplus von 23 Prozent. Berücksichtigt der Konzern außer CII-HB auch noch die nach der letzten Kapitalerhöhung zu 30 Prozent im Besitz der Gruppe befindliche Olivetti, steigt

das Netto-Ergebnis des Mischkonzerns nach den jüngsten Hochrechnungen für 1980 um 34 Prozent auf 880 Millionen Francs.

Der Umsatz der erweiterten Gruppe in deren Bilanz 1980 zum ersten Mal die Abschlüsse der Olivetti teil- und die der CII-HB vollkonsolidiert wurden, belief sich auf 43 Millionen Francs. Den Vergleichswert, gerechnet in den Strukturdaten ohne Datenverarbeitung, gibt die von Fauroux vorgestellte vorläufige Bilanz mit 39,5 Milliarden an, denen 35,5 Milliarden 1979 gegenüberstehen.

In Sachlagen investierte die Gruppe eigenen Angaben zufolge 1980 rund 3,2 Milliarden Francs, ohne Datenverarbeitung 2,4 Milliarden Francs verglichen mit 2,2 Milliarden im Vorjahr Zusammen mit der Eurotechnique, einem Unternehmen der Bauelementefabrikation, an dem SGPM 51 Prozent und National Semiconductor 49 Prozent halten, trägt das dynamische Diversifikationsbein Datenverarbeitung zum Umsatz der Gruppe 1980 mit 3,5 Millionen Francs bisher acht Prozent bei. Erzielt wurde er nach Angaben der SGPM mit 20 460 Beschäftigten.

Seit Ende 1980 bemühte sich die Gruppe, ihre Beteiligungsgesellschaften im Bereich Datenverarbeitung enger zusammenrücken zu lassen. Carlo de Benedetti, Vizepräsident des Verwaltungsrates und Generaldirektor von Olivetti, wurde Ende vergangenen Jahres zum Mitglied des Verwaltungsrates der Compagnie Saint-Gobain-Pont-a-Mousson ernannt. Fauroux übernahm den Posten des Präsidenten des Verwaltungsrates bei CII-HB. Alain Minc, vormals Finanzdirektor der SGPM, kümmert sich jetzt um die Budgets bei der indirekten Mehrheitsbeteiligung CII-HB.

Seit Ende 1980 bemüht sich die Obermutter außerdem vermehrt um die Bildung sogenannter Dreierausschüsse. Zur Annäherung der beiden Gesellschaften CII-HB und Olivetti die nach Angaben ihres Großaktionärs 1980 rund 54 Prozent des Umsatzes mit Geräten und Dienstleistungen der Datenverarbeitung erzielte verglichen mit nur 38 Prozent 1975, treffen sich Vertreter beider Unternehmen mit den entsprechenden Fachkräften der SGPM. Zur Ausschöpfung der Rationalisierungsreserve, so erläutert ein Sprecher der Obergesellschaft, wurde über Möglichkeiten einer gemeinsamen Fertigung beraten. In Zusammenarbeit sollen neue Produkte entwickelt werden. Für die französische Post arbeiteten Vertreter von Olivetti und CII-HB gemeinsam ein Angebot aus. Das Projekt bindet die Kooperationspartner in Teletext, das französische Bildschirm-textsystem, ein.

Zehn Prozent Marktanteil anvisiert

Selbst nach eigenen Angaben "ehrgeizige Pläne" verfolgt die 1978 unter dem französischen Plan Composant gegründete Eurotechnique. Bis 1985 peilt das Unternehmen an, rund zehn Prozent des europäischen Marktes für MOS-Schaltkreise zu bedienen. Noch kommen die Fertigungsmuster von dem Minderheitsaktionär National Semiconductor. Doch beabsichtigten die Franzosen, ihre Bauelemente in Zukunft selbst zu entwerfen. In Rousset, nahe bei Aix-en-Provence, weihte die Gesellschaft im Dezember 1980 ihr erstes Werk ein.

Was SGPM noch zur vollständigen Präsenz im Datenverarbeitungs-Bereich fehlt, ist der Fernmelde-Sektor, mit dem die Verbindung zwischen Datenverarbeitung und Bürokommunikation zu schaffen wäre. Bereits jetzt zählt zu der Gruppe ein kleineres Unternehmen, das im Bereich der optischen Glasfasern tätig ist. Es bildet nach Angaben eines Unternehmenssprechers die Basis für eine weitergehende Kooperation mit der in den USA beheimateten Corning Glas, die noch im laufenden Jahr in die Praxis umgesetzt werden soll.

Beide zusammen beabsichtigen, eine gemeinsame Tochter in Frankreich zu gründen - ein in Frankreich beliebtes Verfahren, um einmal freien Zugang zu dem Know-how aus den USA zu erhalten, auf der anderen Seite aber auch in den Genuß der Subventionen zu kommen, die die französische Regierung ihrer DV-lndustrie zukommen läßt. Saint Gobain werde an der geplanten Tochter wahrscheinlich 51 Prozent halten. Bestimmte Tätigkeitsbereiche sollen den Planungen zufolge durch Kooperationsabkommen im Fernmelde-Bereich ergänzt werden. SGPM führe dazu Gespräche mit europäischen Unternehmen und Partnern in den USA.