Uebertragung von 3D-Grafiken im Internet

SGI setzt sich bei VRML 2.0 vorerst gegen Microsoft durch

03.05.1996

Als die VRML Architecture Group Anfang Januar 1996 Vorschlaege fuer die Spezifikation der VRML 2.0 anforderte, bemuehte sich noch ein halbes Dutzend Hersteller darum, diesen Standard zu setzen. Die wenigen Konkurrenten von Silicon Graphics, darunter Sun Microsystems, IBM Japan und die deutsche Dynamic Research Center, gaben ihre Ambitionen aber relativ bald auf und schlossen sich dem Entwurf von SGI an. Apple tat diesen Schritt, nachdem sich SGI bereit erklaert hatte, eine modifizierte Variante von Apples "3D- Metafile"-Format in Moving Worlds zu integrieren. Es erlaubt Entwicklern, 3D-Dokumente plattformunabhaengig zu erstellen. Als letzter Konkurrent verblieb Microsoft mit Active VRML.

Interessant an dem Auswahlverfahren war, dass SGI im Internet eine Mailing-Liste einrichtete, ueber die VRML-Entwickler und -Anwender fuer einen bestimmten Vorschlag abstimmen konnten. Zudem machte der Hersteller seinen Entwurf fuer die VRML-Spezifikation ueber das Web oeffentlich verfuegbar.

Bei Microsoft wendet man sich gegen die Sichtweise, die Windows- Company habe eine Niederlage gegen Silicon Graphics erlitten. Mit Active VRML, so ein Firmensprecher, habe man gar nicht auf die VRML-Spezifikation abgezielt. Microsoft werde mit seinen Internet- Produkten Moving Worlds unterstuetzen, sobald entsprechende Angebote im WWW vorhanden seien.

Freilich weist man in Redmond ausdruecklich darauf hin, dass dies derzeit noch nicht der Fall sei, Microsoft selbst hingegen schon Active-VRML-Inhalte ueber seinen Web-Server anbiete. Die Ankuendigung, an der eigenen VRML-Implementierung weiterzuarbeiten und so schnell wie moeglich entsprechende Produkte auf den Markt zu bringen, laesst vermuten, dass Microsoft weniger auf die Verbindlichkeit des Standards als vielmehr auf die Kraefte des Marktes setzt.