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SGI in rauer See

01.08.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der Supercomputerbauer SGI steckt wieder einmal in einer schwierigen Phase. Nach schwachen Zahlen im jüngsten Quartal - sowie in den vergangenen Jahren - steht das Unternehmen erneut vor einem Liquiditätsengpass. Zudem droht ein Delisting von der Börse, da der Aktienkurs schon seit April unter der kritischen Schwelle von einem Dollar notiert. SGIs Finanzchef Jeff Zelmer warnte, die "kommenden 90 Tage sind für das Unternehmen entscheidend".

Der Umsatz von SGI war im vierten Fiskalquartal auf 172 Millionen Dollar gefallen, rund 35 Millionen Dollar weniger als im Vorjahr. Im gesamten Fiskaljahr 2005 musste das Unternehmen einen Nettoverlust von 76 Millionen Dollar verzeichnen. "Unsere Umsätze mit Mips-Systemen und -Dienstleistungen sind schneller gefallen als die Kosten", hatte SGIs Marketing-Chef Greg Estes vor einigen Wochen im Interview mit der CW erklärt. Der Grund sei, dass die Kunden schlicht kein proprietäres Unix mehr kaufen wollten. Estes sprach auch von einer "frustierenden" Situation für viele Mitarbeiter, doch er gab sich zuversichtlich: "Ich denke, dass wir die Kurve kriegen werden, aber es ist hart."

Um die Probleme zu lösen, hat das Unternehmen die Beratungsgesellschaft Alix Partners engagiert, die sich auf Turnarounds spezialisiert hat. So waren Alix-Manager auch an der Rettung des insolventen Carriers Worldcom beteiligt. Drei Ziele werden bei SGI verfolgt: Umsatz rauf, Kosten runter, Liquidität verbessern. In der Vergangenheit hatte sich der Supercomputerbauer aus derartigen Situationen stets befreien können, indem Firmenteile verkauft oder ausgegliedert wurden. Inzwischen ist jedoch das Tafelsilber fort, und SGI sucht nach strategischen und finanziellen Alternativen. Details, wie die Restrukturierung aussehen könnte, wurden nicht genannt. Bleibt die Frage, welcher Hardwarekonzern sich nach der Sanierung die Kunden und die Technik des Unternehmens schnappt. (ajf)