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SGI holt HPC-Urgestein an die Firmenspitze

11.04.2007
Bo Ewald, zuletzt Chairman und CEO beim Mitbewerber Linux Networx, ist neuer Chef von Silicon Graphics, das im vergangenen Oktober aus dem Gläubigerschutz entstiegen war.

Ewald löst Dennis McKenna ab, der letztes Jahr im Rahmen eines Management-Umbaus den Chefsessel übernommen und die Restrukturierung des Unternehmens geleitet hatte. Unter McKennas Federführung reichte SGI auch noch eine Klage gegen den - inzwischen von AMD geschluckten - kanadischen Grafikchipspezialisten ATI Technologies ein. Dieser soll gegen Patente im Bereich Grafikverarbeitung von SGI verstoßen haben, das vor einem Jahrzehnt zu den Innovatoren im Bereich Unix-Grafikworkstations gehörte. McKenna geht laut "Computerwire" übrigens mit einem "goldenen Fallschirm" von einer halben Million Dollar.

Ewald war vor zehn Jahren schon einmal (allerdings für weniger als ein Jahr) Executive Vice President und Chief Operating Officer von SGI - er kehrt also in gewisser Weise zu seinen Wurzeln zurück. Vor seiner ersten Episode bei SGI war er für die Rechner und Netze des US-amerikanischen Supercomputing-Labors Los Alamos National Laboratory verantwortlich gewesen.

Ewald verließ SGI dann rund zehn Monate, nachdem Rick Beluzzo als CEO von Hewlett-Packard abgeworben worden war, um SGI in einen Supercomputer-Bauer für das 21. Jahrhundert zu verwandeln. Beluzzo war verantwortlich dafür, dass SGI in den Markt für x86-Workstations einstieg und das Unternehmen von Allzweck-Servern weg in Richtung technischer Systems, Cluster und Itanium steuerte. Ein Jahr später gründete der frühere HP-Mann auch die 1996 übernommene Supercomputer-Schmiede Cray wieder aus. SGI stürzte sich dann mit Macht auf Linux und Itanium. Ergebnis war die "Altix"-Produktlinie, mit der die Firma heute den Großteil ihrer Einnahmen erzielt.

Ewald hatte nach seinem Weggang von SGI eine ganze Reihe interessanter Management-Positionen inne. Er arbeitete unter anderem als Executive Vice President of Human Resources Solutions bei Ceridian, Chairman und CEO des HPC-Cluster-Start-ups (High-Performance Computing) Scale Eight sowie in gleicher Position bei der Dotcom-Briefmarkenfirma E-Stamp.

Zu SGI ließ er sich nun mit einem Grundgehalt von 600.000 Dollar pro Jahr locken. Für das Fiskaljahr 2008 kann er bei Erreichung bestimmter Leistungsvorgaben noch einmal die gleiche Summe als Bonus einstreichen. Für FY 2007 bekommt er den Bonus auf jeden Fall (allerdings nur anteilig für die tatsächlichen Arbeitstage). Dazu gibt es noch 75.000 Dollar Umzugskostenhilfe plus Optionen für hunderttausende SGI-Aktien, wie aus einer Pflichtveröffentlichung des Unternehmens bei der US-Wertpapier- und Börsenaufsicht SEC hervorgeht.

Linux Networx hat die durch den Wechsel von Ewald zu SGI entstandene Lücke bereits wieder gefüllt, und zwar mit Jack Kenney, der zuvor den kalifornsichen Spezial-PC-Hersteller Everex Systems geleitet hatte. Kenney ist ein Branchenurgestein und war im Laufe seiner 25-jährigen Karriere für unter anderem Digital, Honeywell, Scientific Micro Systems und Memorex tätig. Linux Networks hatte im vergangenen September seine dritte Finanzierungsrunde über 37 Millionen Dollar abgeschlossen. Es liefert Opteron-Linux-Cluster, die es für spezielle HPC-Workload feintunt. Davon wurden bereits mehr als 500 an über 200 Kunden geliefert, was Linux Networx über die vergangenen fünf Quartale hinweg ein beständiges Umsatzplus bescherte. Eigentlich zu schön, um die Firma zu verlassen - aber Ewald wurde wohl ein Angebot gemacht, dass er nicht ablehnen konnte. (tc)