SFK Stuttgart: Telefon als Datenstation\50 Prozent Personaleinsparung

31.01.1975

STUTTGART - Die SKF Kugellagerfabriken GmbH - Tochter des größten Walzlagerproduzenten der Welt, SKF in Schweden, konnte 50 Prozent ihrer Verwaltungsmitarbeiter einsparen. Das sind 28 Leute, die immerhin im Monat durchschnittlich 1600 Mark brutto verdient haben.

Ursache dieser Einsparungen: Die Sondergenehmigung der Bundespost, eine Nebenstellenanlage für Sprech- und Datenverkehr im Werk Stuttgart/Bad Cannstatt zu installieren.

Im Januar 1971 bekam die Firma als erster deutscher Anwender ein IBM-System 2750, das im April letzten Jahres durch das Nachfolgemodell IBM 3750 ersetzt wurde. Diese IBM-Zentrale vermittelt die Verbindung für 650 herkömmliche Telefon-Apparate. Zusätzlich sind 80 Drucktasten-Fernsprecher für den Datenaustausch als direkte Ein- und Ausgabe-Stationen an den Großcomputer angeschlossen.

Keine Angst vor'm Telefon

50 dieser Telefone hängen in den verschiedenen Betriebshalten und dienen - als Wandapparate in kleinen Sprechzellen - für die Erfassung aller Produktionsdaten: 1500 Fabrikarbeiter - davon etwa die Hälfte Ausländer und der deutschen Sprache kaum mächtig - melden bei Schichtende oder öfter ihren Produktionsnachweis. Die Methode ist einfach: Jeder Mitarbeiter hat einen Plastikausweis, den er in den entsprechenden Schlitz am Wandapparat steckt. Die Arbeitseingänge werden mit den zwölf Tasten eingetippt, und vom Zählwerk registriert.

Vor dem Einsatz des Systems mußten 56 Werk- und Zeitschreiber alle Aftragsnachweise an jeder Maschine einzeln einsammeln und die Produktionsziffern durch Addieren ermitteln. Heute arbeiten nur noch 28 Mitarbeiter in der Verwaltung. Sie rufen die gespeicherten Meldungen ab, bearbeiten sie und kontrollieren die von SKF- Mitarbeitern ausgefüllten Zeitnachweise und Ausschußmeldungen.

"Piepsen" - international verständilch

Alle Informationen werden von der 3750 gespeichert und mit dazugehörigen Daten zusammengefaßt. Die Datenverkehrszentrale fügt automatisch allen Meldungen die Nummer der Eingabestation, das Datum und die entsprechende Uhrzeit hinzu. Nach Ende des Vorgangs meldet das 3750-System akustisch - mit unterschiedlich hohen Tönen - das Ergebnis der Formalkontrolle und der Plausibilitätsprüfung durch den eigentlichen Computer.

Organisationsleiter Hans Felten (35) will von anderen Verfahren wie Blattschreiber-Diagrammen, Bildschirmeingabe on line oder Datensammelsystemen nichts mehr wissen: "Die Lösung ist wesentlich billiger. Ein Telefonnetz war da. Der Ausbau brachte keine Probleme. Die sofortige Eingabe-Kontrolle und Rückmeldung über akustische Anzeige ist zuverlässig". Auch die ausländischen Mitarbeiter können das verstehen. Und - was auch wichtig ist -

vor dem Telefon hat keiner Angst". Bei der SKF regeln die Datenstationen innerhalb des Telefonnetzes auch die Gleitzeit-Erfassung, - bis zu 8 000 Meldungen am Tag. Felten will demnächst noch weitere Aufgabengebiete übernehmen: Registrierung von Materialdaten, Maschinen-Auslastung, Projektkontrolle und sogar die Kantinenabrechnung sind in der Planungsphase.

Hardware-Kosten - kaum spürbar

Die Hardware-Kosten errechnet man bei der SKF folgendermaßen: Von der Miete - die IBM 3750 kostet bei 1000 angeschlossenen Nebenstellen monatlich ca. 40 000 Mark - die auch sonst anfallenden Kosten für die Telefonzentrale abziehen, ebenfalls die Einsparungen an Personalkosten. Für das Drucktasten-Telefon hat die SKF einen einmaligen Kauf-Preis von 500 Mark bezahlt. Laut Felten "fällt das kaum ins Gewicht".