Herbert Schmitz, Gothaer

Service-Orientierung bricht alte Strukturen auf

29.11.2006
Von 
Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Erfolgsentscheidend war laut Schmitz die Erkenntnis, dass SOA bei der Prozessanalyse beginnt. Ausgehend von den fachlichen Anforderungen identifizierten die Mitarbeiter passende Services und schälten diese weitgehend aus bestehenden Applikationen heraus, um einen hohen Wiederverwendungsgrad zu erreichen. Nur so habe sein Unternehmen die millionenschweren Investitionen in die zum Teil 20 Jahre alten Kernanwendungen schützen können. Heute arbeitet die Gothaer mit rund 30 fachlichen Softwareservices. Hinzu kommen rund 50 technische Services, die Basisfunktionen wie Login oder Sicherheitskontrollen bereitstellen. Die SOA-Lösung leiste damit einen wichtigen Beitrag zur strategischen Zukunftssicherung des Unternehmens, da sie die Integration verfügbarer Assets mit neuen Services erlaube.

Mehr Transparenz und planbare Kosten

Auch die wirtschaftlichen Ergebnisse des Mammutprojekts können sich sehen lassen. Der bisher erzielte Return on Investment (RoI) liege bei 40 Prozent der IT-Investitionen, betont der IT-Chef. Das Budget für das gesamte Vorhaben beläuft sich bis dato auf zirka 16 Millionen Euro. Zu den wichtigsten Teilprojekten gehörte der Aufbau eines zentralen Kundenservice-Centers mit einer neuen Frontend-Anwendung. Eine Kernkomponente bildet die zentrale spartenübergreifende Partnerdatenbank, in der nicht nur Kundendaten, sondern auch Informationen über Vermittler und andere Beteiligte liegen. Im Vergleich zur "historischen Geschäftsvorfallbearbeitung" verursachten die geänderten Abläufe mit dem Service-Center mittelfristig rund 20 Prozent weniger Kosten, so der CIO.

Zur Person

- Seit 2003 Vorstandsvorsitzender Gothaer Krankenversicherung AG;

- Seit 1997 Konzernvorstandsmitglied Gothaer Versicherungen;

-1989 Konzernvorstand Berlin-Kölnische Versicherung;

- 1981 Hauptabteilungsleiter DV Versicherungsgruppe Kölnische Leben/Sach;

- 1979 Promotion an der Universität Köln

- Studium der Betriebswirtschaftslehre.

Die Einsparungen sind indes nicht nur auf die IT zurückzuführen, wie Schmitz einräumt. Dazu beigetragen hätten auch geringere Personal- und Raumkosten für das Service-Center sowie eine höhere Produktivität der Mitarbeiter. "Die einzelnen Versicherungsgesellschaften bezahlen dem Service-Center nur solche Leistungen, die sie auch in Anspruch nehmen." Dabei könne es sich beispielsweise um die einfache Änderung einer Adresse handeln oder auch um die Neuanlage eines Vertrages. Das Modell bringe mehr Transparenz und planbare Kosten für die Serviceabnehmer.