Offene Standards, modulare Systeme und Referenzarchitekturen

Server-Virtualisierung - Die Strategien der Hersteller

24.11.2014
Von 
Bernhard Haluschak war bis Anfang 2019 Redakteur bei der IDG Business Media GmbH. Der Dipl. Ing. FH der Elektrotechnik / Informationsverarbeitung blickt auf langjährige Erfahrungen im Server-, Storage- und Netzwerk-Umfeld und im Bereich neuer Technologien zurück. Vor seiner Fachredakteurslaufbahn arbeitete er in Entwicklungslabors, in der Qualitätssicherung sowie als Laboringenieur in namhaften Unternehmen.
Worauf müssen sich die IT-Verantwortlichen in Zukunft bei der Server-Virtualisierung einstellen beziehungsweise was planen die Hersteller? Statements zu dieser Frage geben Server-Experten von Dell, Fujitsu, HP und IBM ab.

Laut einer aktuellen Studie von IDC zufolge waren im Q4 2013 in EMEA 33 Prozent aller ausgelieferten Server-Systeme virtualisiert. Das entspricht einem Wachstum von drei Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Auslieferungen physikalischer Server dagegen blieben über das gesamte Jahr 2013 nahezu konstant. In Bezug auf den Einsatz von Virtualisierungs-Software oder -Lizenzen sowie kommerzieller Hypervisoren zeichnet sich ein eindeutiger Trend ab, der auf Wachstum ausgerichtet ist, so die Analysten.

Allerdings prognostizieren die Markforscher von IDC, dass das Wachstum in Bereich Server-Virtualisierung in West-Europa leicht rückläufig ist. Die Begründung dieser Entwicklung liegt in der "technologischen Reife" der Server-Virtualisierung in dieser Region. Darüber hinaus haben viele Unternehmen ihre IT konsolidiert beziehungswiese bereits virtualisiert.

Doch Themen wie Virtualisierung, Cloud Computing und Big Data und der damit einhergehende Wandel im Bereich Server-Hardware zwingt auch die Server-Hersteller zum Umdenken. Sie müssen ihre Systeme an die neuen Gegebenheiten anpassen.

In diesem Zusammenhang erläutern die folgenden Experten der führenden Server-Hersteller Ihre zukünftigen Unternehmensstrategien in Bezug auf Server-Virtualisierung.

  • Peter Dümig, Enterprise Solutions Marketing Manager; Dell

  • Stefan Lautenschläger, Head of Pre-Sales Strategic Infrastructure Solutions Central Europe; Fujitsu

  • Johannes Horneck, Business Development Manager Datacentre Solutions; Hewlett-Packard

  • Thomas Harrer, Client Technical Architect / Chairman TEC Central Region; IBM Deutschland GmbH

Server-Virtualisierung im Wandel

Peter Dümig, Dell: "Die weitere Entwicklung der Server-Virtualisierung beruht bei Dell auf zwei Säulen, die auch ausschlaggebend bei unserer gesamten Enterprise-Strategie sind. Erstens, die Nutzung und Förderung offener Standards zur Vermeidung von Vendor-Lock-Ins und zur einfachen Integration in bestehende Systemlandschaften. Zweitens setzen wir auf modulare Systeme zur leichteren Implementierung neuer Technologien und zur besseren Skalierung."

Stefan Lautenschläger, Fujitsu: "Primergy Server von Fujitsu sind konsequent darauf ausgelegt, die heutigen und künftigen Anforderungen an virtualisierte Systeme bestmöglich zu erfüllen. Neben Top-Leistungswerten, die regelmäßig durch Spitzenplätze in Benchmarks untermauert werden, gehören dazu auch Kriterien wie hohe Ausfallsicherheit und erhöhte Energieeffizienz. So führt das Cool Safe Advanced Thermal Design beispielsweise zu geringeren Ausfallraten und höherer zugelassener Betriebstemperatur.

Neben der Hardware ‚Made in Germany‘ setzt Fujitsu vor allem auf effektive Management Tools, die sich leicht in bestehende Umgebungen integrieren lassen und die zunehmenden Anforderungen an die Effizienz im Betrieb und an Hochverfügbarkeit erfüllen. Zusätzlich entwickelt Fujitsu Appliances und Referenzarchitekturen, die den schnellen Aufbau und den effektiven, performanten Betrieb von virtualisierten Umgebungen ermöglichen. Als Beispiele seien hier Cluster-in-a-Box, VDI-in-a-Box und vShape genannt. Wir berücksichtigen dabei ganzheitlich auch die Anforderungen an Netzwerk, Storage sowie Integration von Cloud-Services und binden sie in Referenzarchitekturen und Management Tools ein."

Johannes Horneck, HP: " Der Trend geht immer weiter in Richtung vorkonfektionierte Komplettlösungen. Dabei ist es sehr wichtig, dass ein System sowohl schnell in Betrieb genommen werden kann als auch jederzeit einfach zu erweitern ist. Der Hersteller sollte deshalb alle Patches am bestellten System testen, bevor es beim Kunden ausgerollt wird. Eine genaue Kopie der Kundenumgebung stellt dabei sicher, dass die aufeinander abgestimmten Patches auch das erwartete Resultat herbeiführen.

HP bietet mit HP Converged System 300 und HP Converged System 700 für Virtualisierung sofort einsetzbare Komplettlösungen, die alle wesentlichen Anwendungen bereitstellen. Außerdem lassen sich beide Systeme schnell und einfach erweitern. Hat der Kunde zeitweilig einen zusätzlichen Bedarf, kann er das System durch externe Ressourcen ergänzen. Dabei werden Anwendungen mit vergleichsweise unsensiblen Daten auf externe Systeme verlagert. Der Fachbegriff hierfür ist Dual-Bursting. Bei HP übernimmt dies eine Cloud-Management-Lösung namens CloudSystem 8, eine vorkonfektionierte Lösung auf Basis des offenen Standard OpenStack."

Thomas Harrer, IBM: "IBM setzt besonders auf offene Standards für die Server-Virtualisierung und baut gleichzeitig die eigenen Virtualisierungs-Lösungen für den Mainframe (IBM zEnterprise) und für die IBM Power Systeme weiter aus. IBM ist ein Hauptsponsor von OpenStack. OpenStack ist die strategische Wahl der IBM für das Management von virtualisierten Umgebungen. Dabei spielt die Offenheit eine große Rolle in dem alle Plattformen unterstützt werden. IBM unterstützt auf der Produkt- und Serviceseite alle gängigen Virtualisierungs-Hypervisoren für die x86-Plattform.

Auf der Power-Plattform wird IBM zukünftig neben AIX, Linux und i auf PowerVM auch Linux mit KVM unterstützen. Auf der Cloud-Management-Ebene bietet IBM verschiedene OpenStack basierte Lösungen an, die sich darin unterscheiden, welches Cloud Management Modell gewählt wird (Infrastructure as a Service, Platform as a Service, Software as a Service). IBM bietet das nicht nur in Einzelkomponenten an sondern auch als integrierte Appliances wie IBM PureSystems." (hal)