Open Source auf dem Mainframe

Server-Konsolidierung mit Linux drückt IT-Kosten

13.08.2008
Von 
Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Gartner rät zur Vorsicht

Bisher allerdings stehen diese Zahlen nur auf dem Papier. "Die Einsparungen basieren auf Modellrechnungen und drücken IBMs Erwartungen aus", gibt Gartner-Analyst John Phelps zu bedenken. Sie seien keinesfalls Ergebnisse eines abgeschlossenen Projekts. Generell raten die Gartner-Experten zur Vorsicht, wenn IT-Hersteller "mit gutem Beispiel vorangehen" und ihre internen Fallstudien präsentieren. Dies gelte für Hewlett-Packards Initiative, die Anzahl seine Rechenzentren drastisch zu reduzieren, ebenso wie für das IBM-Vorhaben zur Server-Konsolidierung. Besonders kritisch beurteilt Gartner IBMs Einsparziele. IT-Verantwortliche sollten sich die Zahlen genau ansehen und dabei vor allem drei Aspekte prüfen: Wie hoch würden die Einsparungen ausfallen, wenn IBM zunächst mit simplen operationalen Maßnahmen die bestehenden Systeme optimiert hätte? Hätte IBM nicht einfach auf eine geringere Zahl von dezentralen Servern konsolidieren können? Darüber hinaus gebe der Hersteller keine Einsparungen bezüglich der eingesetzten Hardware an. Die Analysten gehen davon aus, dass der Konzern die 33 Z-Mainframes zu einem wesentlich günstigeren Preis erhalte als die meisten Anwenderunternehmen. Vor diesem Hintergrund könnten sich die öffentlichkeitswirksam kommunizierten Einsparpotenziale in anderen Fällen schnell relativieren.

IBM habe für das Großprojekt zudem kaum Angebote anderer Hersteller eingeholt, vermutet Gartner. Anwenderunternehmen sollten dies aber in jedem Fall tun. In Frage dafür kämen große Anbieter wie Hewlett-Packard, Fujitsu, Sun oder Unisys. Generell ist es nach Einschätzung von Gartner nicht empfehlenswert, dem oberen Management derart große Einsparungen in Aussicht zu stellen. Gleiches gelte für den anvisierten Fünf-Jahres-Zeitraum - nach Ansicht der Berater viel zu lang für ein Umfeld, das sich jederzeit rasch ändern könne. Sie empfehlen eine Zeitspanne zwischen 24 und 36 Monaten, in der sich ein Projekt auszahlen sollte.