Server-Betriebssysteme auf dem Prüfstand

30.01.2003
Von 
Ludger Schmitz war freiberuflicher IT-Journalist in Kelheim. Er ist spezialisiert auf Open Source und neue Open-Initiativen.

In der dritten Kategorie Stabilität und Wiederherstellung der Produktivität nach einem Ausfall (Recovery) ist Solaris nicht zu schlagen. Es erfüllt alle abgefragten technischen Details bis hin zum Austausch von Prozessoren und Speicher im laufenden Betrieb, dynamischem Patchen von Kernel und Applikationen oder automatischem Neustart des Systems. Hier weist die Konkurrenz Lücken auf. Die schlechte Benotung von Windows 2000 geht primär auf Schwächen im Teilbereich Recovery zurück. Red Hat und SCO sollten ihre Linux-Versionen und den Unix Server um einige Features zur präventiven Systemstabilisierung und zum Recovery erweitern.

Offene und Industriestandards eingehalten

Gemessen an der Interoperabilität, dem vierten bewerteten Merkmal, liegen die Wettbewerber auf hohem Niveau einigermaßen gleichauf. Alle unterstützen recht weitgehend gängige offene und Industriestandards, moderne Programmiersprachen und die der Butler Group besonders wichtigen Internet-Protokolle. Als besonders offenes System tut sich der Suse Linux Enterprise Server 8 hervor.

Die Butler-Analysten bestätigen, was AS/400- und P-Series-Anwender immer betonen: Das System ist ausgesprochen gut zu administrieren. Und IBM ist es gelungen, die notwendigen Techniken zum Management von System, Workload, Massenspeichern und Software auch seinem AIX mitzugeben. Abstriche in allerdings noch akzeptablem Rahmen sind in dieser fünften Kategorie für HP-UX und Unixware festzustellen. Microsoft wird vor allem beim Speicher- und Workload-Management Verbesserungen vornehmen müssen. Die Linux-Versionen erhalten, ihrem Ruf gerecht werdend, schlechte Noten für die Administration und die Steuerung von Workloads. Damit verschenken deren Distributoren einen bedeutenden Teil ihres Preisarguments. Denn das Management der Systeme verursacht nach Angaben der Butler Group 21 Prozent der Gesamtbetriebskosten.

Dafür können die Linux-Distributionen unter dem sechsten Kriterium, Sicherheit, auftrumpfen, ein Aspekt, den auch Anwender immer wieder hervorheben. Keines der drei großen Unix-Derivate bringt derart vielfältige Security-Features. Die Varianten von Sun, HP und IBM fallen sogar hier hinter Windows 2000 zurück. Besonders besorgniserregend ist nach Bewertung der Butler Group aber der Zustand von Unixware und Open Server, denen es an elementaren Sicherheitsmerkmalen fehle.