Vertrag angeblich kurz vor dem Abschluß

Sequent-Kauf soll IBMs Server-Linie stärken

02.07.1999
MÜNCHEN (CW) - IBM steht in Übernahmeverhandlungen mit Sequent Computer Systems, dem Spezialisten für Multiprozessor-Unix-Server.

Die finanziellen Details des Kaufs sind nach Informationen einer Quelle, die mit der Materie vertraut ist, allerdings noch nicht abgeschlossen. Das "Wall Street Journal" zitiert den Gewährsmann aber mit den Worten, mit einer Ankündigung könne in den kommenden Tagen gerechnet werden.

Sequents Europa-Geschäft (außer in Großbritannien, Frankreich und Italien) war Ende März 1999 von der Comparex Holding Ltd. übernommen worden. Diese wiederum ist aus der südafrikanischen Persetel-Gruppe hervorgegangen.

Sequent konzentriert sich auf die Entwicklung und Vermarktung von Multiprozessor-Servern, die unter dem Sequent-eigenen Unix-Derivat "Dynix/ptx" laufen. Das Unternehmen aus Beaverton im US-Bundesstaat Oregon entwickelte zudem mit der Numa-Q-Technologie eine Möglichkeit, mehrere Multiprozessor-Maschinen zu einem großen Rechnerverbund zusammenzuschließen. Sequent, dessen Rechner alle auf Intel-CPUs laufen, bietet auch Server für Microsofts NT-Betriebssystem an.

Genau diese Stärken im Unix- und NT-Server-Umfeld scheint IBM bei der geplanten Akquisition im Auge zu haben, um das eigene unterrepräsentierte Server-Produktportfolio zu verstärken.

Beide Unternehmen arbeiten bereits in einer Technologiepartnerschaft mit anderen Unternehmen zusammen. Ziel der Allianz von IBM, SCO, Intel und Sequent ist ein völlig neues 64-Bit-Unix mit Namen "Monterey", das marktreif in den Startlöchern stehen soll, sobald Intels 64-Bit-Chip "IA 64" im Jahr 2000 herauskommt (siehe auch CW 44/98, Seite 1).

Sequent durchlebte in der Vergangenheit immer wieder Durststrecken. Da es sich bei den Numa-Q-Servern um vergleichsweise spezialisierte Systeme handelt, konnte das Unternehmen für sein Butter-und-Brot-Produkt auch immer nur Nischenmärkte adressieren. Entsprechend fielen die Geschäftsergebnisse aus: 1998 ging der Umsatz um sechs Prozent auf 784,2 Millionen Dollar zurück. Dabei machte der Rechnerhersteller einen Verlust von 52,5 Millionen Dollar. 1997 hatte Sequent noch einen Gewinn von 38,7 Millionen Dollar verzeichnen können.