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Sensation: Sun gibt Solaris-Quellcode frei

01.10.1999

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Sun Microsystems will nach einem Bericht des "Wall Street Journal" den Quellcode seines Unix-Betriebssystems Solaris, das der Hersteller selbst oft genug als eine seiner "Kronjuwelen" bezeichnet hatte, unter der hauseigenen Open-Source-Lizenz "Community Source License" öffentlich zugänglich machen.

"Wir sind durch, es ist vorbei - wir tun es", zitiert das Blatt CTO (Chief Technology Officer) Greg Papadopoulos. "Wir müssen nur noch klären wie die Sache technisch ablaufen soll." Unter anderem ist noch unklar, wie Sun mit bestimmten Teilen des Quellcodes verfährt, an dem Drittanbieter Rechte besitzen. Deshalb gibt es auch noch keinen exakten Terminplan für die Veröffentlichung des Codes, die wahrscheinlich Stück für Stück erfolgen wird.

Im Rahmen der Community Source License dürfen Entwickler den Solaris-Quellcode aus dem Netz laden und nach Belieben modifizieren, solange sie offene "Schnittstellen" zur Software bereitstellen und Bugs an Sun und andere Programmierer melden. Gleichzeitig erlaubt die Lizenz die kostenlose Verwendung von Solaris in nicht-kommerziellen Anwendungen. Wer das Unix-Derivat allerdings in kommerzielle Produkte integriert, muß Lizenzgebühren an Sun entrichten.

Auch wenn sich Suns Lizenzierungsmodell in diesem Punkt eindeutig von "echten" Open-Source-Produkten wie beispielsweise Linux unterscheidet, hofft der Hersteller, mit der Veröffentlichung des Quellcodes eine größere Zahl von Entwicklern auf seine Platfform zu locken und diese dadurch attraktiver zu machen. Sun kann aber mit seinem Modell relativ leicht verhindern, daß Solaris durh die Öffnung in einer Reihe untereinander inkompatibler Dialekte zersplittert. "Letztlich geht es darum, wie man Innovation gestattet, aber gleichzeitig einen Prozeß etabliert, der die [Entwickler-]Gemeinde um den Kern zusammenhält, während dieser sich entwickelt", erklärte Anil Gadre, General Manager der Solaris-Division.