ERP und Produktdaten-Management

Sennheiser nutzt PDM für die weltweite mechatronische Entwicklung

12.08.2008
Von 
Daniela Hoffmann ist freie IT-Fachjournalistin in Berlin.

Wiederverwendbarkeit lebt von verfügbarer Information

Wenn man mit möglichst hoher Wiederverwendbarkeit aller Teile arbeiten will, muss der Entwickler ein Teil sehr schnell finden können, erläutert Jürgen Kelle, Project Manager Information Technology bei Sennheiser.
Wenn man mit möglichst hoher Wiederverwendbarkeit aller Teile arbeiten will, muss der Entwickler ein Teil sehr schnell finden können, erläutert Jürgen Kelle, Project Manager Information Technology bei Sennheiser.

Zu Beginn standen beim PDM zwei Aspekte im Vordergrund: die ERP-Kopplung und das rasche Auffinden von Informationen. Das Zusammenspiel mit der ERP-Software wurde von Anfang an mitgeplant, um alle Vorteile der Integration ausschöpfen zu können. Dazu gehörte schon früh die automatisierte Übernahme der im PDM-System generierten Stücklisten und Artikelstammdaten in die ERP-Software. "Eine Stückliste hat 200 bis 300 Einträge. Die manuelle Übernahme hat sehr viel Zeit gekostet und war ausgesprochen fehleranfällig", erinnert sich Höling. PDM- und ERP-Software arbeiten status-gesteuert zusammen. Bei Statusübergängen werden Daten teilweise automatisch an die ERP-Software übertragen, zum Beispiel wenn es um die Übergabe an die Produktionsplanung- und steuerung geht. Ganz wichtig war den Wennebostelern die Sachmerkmalleiste. Sie bildet die Konfiguration aller Teile und Baugruppen aus Entwicklersicht ab. Dabei geht es um sinnvolle Hierarchien, die es erleichtern, Elemente zu finden. Zum Beispiel gehören Schrauben zur Obergruppe "Mechanik" und haben in der nächsten Ebene Eigenschaften wie "Gewindegröße" oder "Länge". "Wenn man mit möglichst hoher Wiederverwendbarkeit aller Teile arbeiten will, muss der Entwickler ein Teil sehr schnell finden können", erläutert Jürgen Kelle, Project Manager Information Technology bei Sennheiser.

Prozesse sind mit Qualitäts-Management verzahnt

Handy-Kopfhörer CX-300.
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Alles beginnt mit einer Idee. Wenn es "nach Lehrbuch", sprich Prozessbeschreibung läuft, beginnt der Produktlebenszyklus mit der Requirement-Management-Phase. Die Anforderungen werden gesichtet, dann entsteht das Pflichtenheft für das Produkt. Anschließend folgt der Entwicklungsprozess, dessen Ergebnis die Stücklisten der unterschiedlichen Bereiche sind. Zunächst mit der Funktionsmusterfreigabe und dann mit der Prototypenfreigabe geht es schrittweise auf die Serienreife zu. Spätestens mit der Freigabe des Prototypen werden sämtliche Informationen an das ERP-System übergeben. Dabei ist das Qualitäts-Management mit den einzelnen Schritten verzahnt. Zum Beispiel finden zwischen Prototypen- und Serienfreigabe Feldstudien mit Kunden statt. Rückmeldungen gehen im geschlossenen Kreislauf zurück an die Entwicklung, das technische Änderungswesen ist Teil des PDM-Prozesses - das spart laut Kelle sehr viele manuelle Eingriffe, die früher erforderlich waren.

Mit der Serienreife kommt dann die weltweite Vertriebsfreigabe für das Produkt. Häufig ergeben sich Anregungen aus dem Fertigungsumfeld, oder der Produkt-Manager bringt Kundenwünsche ein. Das PDM-System sorgt dafür, dass keine wertvolle Anregung verloren geht. Vor allem durch Workflows wie bei den Freigabeprozeduren wird Qualität gesichert. Das Dokumenten-Management übernimmt auch die Versionsverwaltung und gewährleistet den Zugriff auf die aktuelle Version zum Beispiel einer Zeichnung. "In der Entwicklung stoße ich immer an bestimmte Grenzen und muss dann auch mal drei Schritte zurück und in eine neue Richtung gehen. Das System hilft dabei, dies so effizient wie möglich zu tun und zum letzten gültigen Versionsstand zurückzukehren", meint Kelle. Die Versionsverwaltung dient auch dazu, den Anforderungen der Produkthaftung gerecht zu werden. Sie dokumentiert, welcher Kunde wann welche Produktversion erhalten hat. Zudem lassen sich mit der Software fotorealistische 3D-Grafiken von Geräten oder Prototypen für das Marketing und den Vertrieb erzeugen.