Nach zweiter Gewinnwarnung

Sema Group droht Restrukturierung

09.02.2001
MÜNCHEN (CW/IDG) - Nachdem die Sema Group Mitte Januar für das abgelaufene Geschäftsjahr 2000 die zweite Gewinnwarnung binnen zweier Monate veröffentlichte, sucht der britisch-französische Dienstleister nun Hilfe bei den Banken Rothschild und Credit Suisse First Boston für die Restrukturierung des Unternehmens. Gleichzeitig soll der CEO Pierre Bonelli abgelöst werden.

Den aktuellen Ereignissen vorausgegangen war die Veröffentlichung der zweiten Gewinnwarnung Mitte Januar, in der die erwarteten Einnahmen für das Geschäftsjahr 2000 erneut nach unten auf jetzt 142 bis 150 Millionen Euro korrigiert werden mussten - bei einem Umsatz von 2,36 Millionen Euro. Bereits im November gab es die erste Korrektur von früher prognostizierten 205 Millionen auf 160 Millionen Euro. Hierauf verfiel der Kurs der Aktie um mehr als 40 Prozent, nach der zweiten Warnung sank er nochmal um zwölf Prozent. Als Ursache für die Schwierigkeiten wird vor allem der Einkauf des deutsch-amerikanischen Anbieters von Billing-Software LHS Group Inc. für fünf Milliarden Euro verantwortlich gemacht. Laut Marie-Claude Bessis, Sprecherin von Sema, ergaben sich größere Probleme bei der Integration der Produktlinien beider Firmen.

Doch nicht LHS allein sorgt für Ärger. Wie das Finanzhaus UBS Warburg laut "Financial Times" erklärte, lag auch der Absatz von Semas eigenen Produkten während der letzten zwei Monate rund 15 Prozent unter den erhofften Zahlen. Und in Folge der illegalen Insidergeschäfte des ehemaligen LHS-Managers Hartmut Lademacher, der während der entsprechenden "quiet period" Aktien im Wert von 38 Millionen Euro verkauft haben soll, sieht Pierre Bonelli, Chief Executive Officer bei Sema, sich jetzt mit massiver Kritik seiner Handhabung des Falles konfrontiert und wurde zum Rücktritt aufgefordert.

Während Analysten als einzigen Ausweg aus der Misere den Verkauf der Telecom-Sparte oder wenigstens deren Abtrennung vom Systemintegrations- und Outsourcing-Bereich nahe legen, spricht man bei Sema offiziell noch nicht von Plänen für einen Konzernumbau.