Selbstregulierung statt gesetzlicher Vorschriften

Selbstregulierung statt gesetzlicher Vorschriften Industriegrößen bündeln Interessen in E-Commerce-Initiative

29.01.1999
MÜNCHEN (CW) - 17 Schwergewichte aus der Internet-, Medien- und Telekommunikationsbranche haben eine Initiative zum Electronic Commerce ins Leben gerufen. Gemeinsam wollen sie Spielregeln für einen vertrauenswürdigen Online-Handel aufstellen.

Vertreter der beteiligten Firmen tauften die Gruppe auf den Namen "Global Business Dialogue on E-Commerce". Mit von der Partie sind unter anderem AOL-CEO Steve Case, Gerald Levin von Time Warner sowie Thomas Middelhoff, Vorstandsvorsitzender von Bertelsmann. Sie definierten neun Arbeitsgebiete, zu denen vorrangig die Privatsphäre von Nutzern, Vertrauensbildung, Steuern und Gebühren, Urheberschutz sowie Sicherheit zählen.

Sprecher wiesen Vermutungen zurück, daß die Initiative als Antwort auf die strengen Privacy-Regelungen der Europäischen Union (siehe CW 45/98, Seite 33) zustande kam. Dennoch gab der Chairman des französischen Versorgungs-, Telekommunikations- und Bauriesen Vivendi, Jean-Marie Messier, zu, daß Fragen der Privatsphäre oberste Priorität bei der Arbeit besäßen. Die hochkarätige Besetzung der Gruppe läßt jedenfalls auf den "Ernst der Lage" schließen. Keinesfalls will man den Regierungen der Welt unbeschränkt das Gesetz des Handelns überlassen. Besonders die Reglementierung des Internet-Marktes ist den Branchengrößen ein Dorn im Auge. Hier setzen sie auf Selbstregulierung und wollen staatliche Einflüsse auf ein Minimum reduzieren.

Zu den konkreten Plänen der Initiative befragt, verwies Bertelmann-Boß Middelhoff auf eine geplante Konferenz im Frühherbst. Innerhalb der nächsten Monate wolle man jedoch erste Verhaltensregeln definieren, so Time-Warner-Mann Levin.