Datenträger-Manipulation:

Selbstmord eines, ungetreuen Buchhalters

28.05.1976

MÜNCHEN - Rund 140 000 Mark hat es ein Münchner Ingenieurbüro gekostet, zwei Fehler auf einmal zu machen: Es stellte 1969 den vorbestraften Jörg M. (50) ausgerechnet als Lohn- und Bilanzbuchhalter ein - und kontrollierte den noch das Rechnungswesen nur mangelhaft. Als das Ingenieurbüro vor vier Jahr en auf EDV umstellte, sah der Buchhalter seine Stunde gekommen: Auf dem Lochstreifen, der an das Service-Rechenzentrum geschickt wurde, sah Jörg M., der 2910 Mark im Monat verdiente, regelmäßig für sich selbst zusätzliche Gehälter vor. Wenn die Zahlungsanweisungen ausgedruckt vom RZ zurückkamen, entnahm er den Beleg für seine Zweit-Zahlung, gab den Rest zur Überprüfung an seinen Vorgesetzten und steckte nach der Prüfung den Beleg zusätzlich in das Kuvert, das an die Bank geschickt wurde. Vier Jahre lang ging das gut - bis einer Prokuristin auffiel, daß der früher verschuldete Buchhalter plötzlich großzügig Geld ausgab, eine teure Fotoausrüstung kaufte und auf die Bahamas reiste. Sie öffnete die Kuverts mit den Zahlungsanweisungen vor Versand an die Bank nochmals - und war aufgeklärt. Die Staatsanwaltschaft hat den Fall inzwischen abgeschlossen: Der Buchhalter beging Selbstmord, bevor es zum Prozeß kam. -py