Fünf Prozent Umsatzplus und Break-even-Point 1986 erreicht, aber:

SEL müht sich weiter mit Bürokommunikation

20.02.1987

STUTTGART (cmd) - Der Bereich Bürokommunikation bleibt weiterhin eines der Sorgenkinder der SEL. Zwar konnte "Sanierer" Werner Brendel den Umsatz dieser Unternehmensgruppe wie geplant um rund fünf Prozent steigern, doch machten den Stuttgartern in nahezu allen Geschäftssparten Preisverfall und Wettbewerbsdruck arg zu schaffen.

"Wir haben den Sprung an die "Null-Linie" geschafft, kommentierte Brendel als SEL-Vorstandsmitglied und Leiter der Unternehmensgruppe Bürokommunikation das Umsatzergebnis von 1,2 Milliarden Mark. Darüber hinaus gestaltete sich aber offenbar der Geschäftsverlauf 1986 für die Stuttgarter nicht sehr positiv.

So konnte man zwar mit digitalen PBX-Systemen ein Mengenwachstum um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erzielen und hatte Ende 1986 1200 Anlagen "im Feld", insgesamt schlug sich jedoch im Bereich Nebenstellenanlagen "der Markteintritt neuer Anbieter in einem Preisverfall um 20 Prozent" nieder. Auf dem Sektor Fernkopierer, wo die Stuttgarter nach eigenem Bekunden mit einem Anteil von 25 Prozent Marktführer sind, gaben die Preise um 15 Prozent nach.

Bei den traditionellen IBM-kompatiblen Terminals wurde SEL als zweitgrößter Anbieter bestätigt", doch hier standen einem mengenmäßigen Wachstum von zehn Prozent Preisnachlässe im gleichen Prozentsatz gegenüber. Im PC-Geschäft, wo sich die SEL mit ihrer Xtra-Linie ohnehin schwertut, gab es "Bewegung nach oben auf niedrigem Niveau" (O-Ton Brendel, die allerdings mit einer 40prozentigen Preisreduktion am Markt einherging. Einzig die Tochter CTM erreichte mit Anwendungslösungen auf ihrer Minicomputer-Familie 9016 und 9032 "zum Teil erhebliche Steigerungen". Erste Konsequenz der SEL aus dem bisherigen Mißerfolg mit der Xtra-Linie: Das Produktmanagement und damit auch die Geschäftsverantwortung für die PC-Palette wird auf CTM verlagert.

Ungeachtet des durchwachsenen Ergebnisses sieht Brendel jedoch für 1987 und danach "keine Notwendigkeit zur Veränderung der strategischen Ausrichtung" in Sachen Bürokommunikation. Oberstes Ziel in diesem Jahr sei die "Stabilisierung des Geschäfts nach der Sanierung" nach dem Motto "Profitabilität statt Wachstum". Insgesamt will SEL seine Aktivitäten noch stärker auf die Endgeräteseite ausrichten.

Als Schwerpunkte für dieses Jahr nannte Brendel unter dem Dach des Office-2000-Konzepts zum einen den Mittelstandsmarkt, den man mit CTM zusammen über Komplettlösungen erobern will. Im Großkundengeschäft lautet dagegen das Zauberwort "Connectivity", das heißt die Integration der bisher getrennten Netze in den Unternehmen: Hier streben die Stuttgarter nach den Worten Brendels "die Rolle eines Hauptlieferanten unter wenigen Auserwählten" an.

Das Schnittstellen- und Unterstützungsabkommen mit Hewlett-Packard ist beispielsweise ein Schritt in diese Richtung. Erste Ergebnisse führen die beiden Unternehmen auf der CeBIT mit einer Verbundlosung zwischen dem HP Vectra, dem digitalen Vermittlungssystem 12B und der HP3000-Serie vor.

Große Zurückhaltung erlegte sich SEL beim Thema ISDN-Fähigkeit des Systems 12B auf, obwohl man ja am Pilotversuch der Bundespost in Stuttgart teilnimmt. In seiner Eigenschaft als Leiter Marketing der Unternehmensgruppe Bürokommunikation hielt sich beispielsweise Theo Wichers mit dem Hinweis auf ein "pragmatisches Vorgehen", das in Sachen ISDN notwendig sei, mehr als bedeckt.