Beteiligungsabkommen mit CTM und ADVOrga:

SEL kooperiert quer durch den DV-Markt

21.09.1984

STUTTGART (lo) - Die Standard Elektrik Lorenz AG (SEL) in Stuttgart schloß letzt Verhandlungen mit der Diehl-Gruppe in Nürnberg über eine Beteiligung an der CTM Computertechnik Müller GmbH in Konstanz ab. Der Umfang beläuft sich für die Stuttgarter auf 49 Prozent. Weitere Arrangements, auch für die Softwarekapazität, werden angekündigt (siehe auch Seite 4: "SEL konzentriert sich auf Bürokommunikation").

Auf dem Markt für mittlere und kleinere Datenverarbeitungsanlagen, dem CTM-Marktrevier, war SEL bisher nicht tätig. Die Produktstrategie der 100prozentigen Tochter der ITT-Gruppe, im Eigenkommentar "auf dem Gebiet der Nachrichtentechnik führend", zielt auf ein umfassendes Angebot von Kommunikationssystemen auf dem Neuland der mittleren Datentechnik. "SEL und CTM wollen mit der Zusammenarbeit ihre Basis für den Markt der Bürokommunikation erweitern", erklärte Hermann Chlupka, für den Gruppenbereich private Kommunikationssysteme zuständiges Vorstandsmitglied von SEL.

Der Vorgang weist auf die Unternehmenspolitik der Diehl-Gruppe hin, ihr Engagement auf dem Markt für Datenverarbeitung abzubauen.

Das Konstanzer Computer-Unternehmen gründete 1972 Otto Müller den die Stationen seines Berufswegs - er arbeitete zuvor bei der AEG, im amerikanischen Entwicklungszentrum von IBM und bei Nixdorf - als Elektronik-Insider prägten. 1974 übernahm die Unternehmensgruppe Diehl 51 Prozent der Anteile, der Rest verblieb bei der Familie Müller. "Die bisherigen Mitgesellschafter und Firmengründer Müller sind aus dem Gesellschafterkreis ausgeschieden", teilte SEL mit. Seit drei Jahren war Otto Müller bereits nicht mehr in der aktiven Gesellschaftsführung tätig. Allgemein wird vermutet, daß die Zusammenarbeit mit Diehl in Nürnberg nicht ohne Reibungen vonstatten ging. Ungeachtet dieser internen Querelen kann CTM für das letzte Jahr eine Steigerungsrate der installierten Anlagen um zwölf Prozent auf ein Volumen von 155 Millionen vorweisen. Daneben ist ein wachsender Marktanteil bei größeren Mehrplatzsystemen zu beobachten.

Die Pläne von SEL reichen in übergreifende Bereiche. Auf die "ITT-Ressourcen" gestützt, will das Unternehmen - bis hin zu Beteiligungsabkommen kooperieren. Als einen Softwarepartner neben dem US-Softwarehaus Online sieht SEL auch ADV/Orga in Wilhelmshaven. Dieser Seitenblick, eine "sehr positive Entwicklung", schmeichelt Friedrich A. Meyer, den Geschäftsführer des norddeutschen Softwarehauses. "Im Rahmen einer Kapitalerhöhung von 10 auf 13 Millionen und dem damit verbundenen Schritt an die Börse wird SEL 7,5 Prozent unserer Aktien zum normalen Kurswert erwerben", kommentiert der Firmenchef dieses Arrangement. Der Zeitpunkt stehe noch nicht fest.