Erste Umfrage zum Thema Textautomation:

Sekretär für die Sekretärin

12.03.1976

FRANKFURT - Stellenweise etwas schizophren wirkende Ergebnisse brachte die erste deutsche Umfrage über Automation der Textverarbeitung. Die Deutsche Olivetti ließ 1081 Sekretärinnen befragen: 44 Prozent erklärten, sie hätten bisweilen das Gefühl, "doch mehr als bloße Schreibkraft" zu sein. Das Maschinenschreiben nannten 83 ihre wichtigste und 56 Prozent ihre liebste Tätigkeit. Unter den Schreibarbeiten seien - so sagten 92 Prozent der Damen - "individuelle Briefe" sowohl am -häufigsten als auch am beliebtesten. Das Ergebnis paßt weder mit den häufigen Klagen über allzuviel Routineschreibarbeit zusammen, die Anlaß für die Untersuchung waren. Es entspricht auch nicht den Beobachtungen von Textverarbeitungsorganisatoren, daß die Schreibleistung von Sekretärinnen oft sehr gering ist.

Am liebsten hätten die Sekretärinnen offenbar einen Sekretär, auf den sie die Schreibarbeiten abwälzen können: Beste Voraussetzung dafür, daß aus der Vorzimmerdame eine Chefassistentin werden kann, ist nach Meinung von 28 Prozent der Befragten die Anschaffung eines Schreibautomaten und von je 22 Prozent die Einrichtung eines zentralen Schreibzimmers sowie die Einstellung einer zusätzlichen "reinen" Schreibkraft.

Gegen Schreibautomaten hatten nur, 31 Prozent der Befragten keinerlei Einwände. 30 Prozent meinten, die Geräte brächten keine wesentliche Arbeitserleichterung, 15 Prozent fürchteten um ihnen Arbeitsplatz, 12 Prozent hatten Bedenken wegen der erforderlichen Umstellung und 8 Prozent wegen "komplizierter Bedienung". Besonders gern telefonieren Sekretärinnen offenbar: 76 Prozent der Befragten (Mehrfachnennungen waren zugelassen) nannten es ihre liebste Beschäftigung. -py