Second Life: Politische Parteien tummeln sich auf virtuellen Spielwiesen

06.03.2007
Von Dorothea Friedrich
Der französische Wahlkampf hat vor dem ersten Wahldurchgang am 22. April auch die virtuelle Welt Second Life erreicht.

In der von ihren „Bewohnern“ erschaffenen 3-D-Welt Second Life hat nach Jean-Marie Le Pen, dem Präsidentschaftskandidaten der französischen rechten Front National, nun auch die Topkandidatin der sozialdemokratischen Parti Socialiste, Segolene Royal, die Spielwiese im Internet für sich entdeckt. Sie hat in Second Life ein Komitee mit dem Titel „Desirs d'avenir“ (Zukunftswünsche) gegründet. Da darf natürlich Nicolas Sarkozy von der konservativen UMP nicht fehlen. Er hat in der virtuelle Welt seine eigene Insel „L'ile Sarkozy“ geschaffen.

Der Trend, junge Wähler über Second Life zu gewinnen, ist auch in den USA beliebt, wo der US-Kongress Anfang Januar dieses Jahres sein virtuelles Kapitol aufbauen ließ und die Amtseinführung der demokratischen Mehrheitsführerin im Repräsentantenhaus, Nancy Pelosi, übertragen hat. Die US-Präsidentschaftskandidaten versuchen es mit Videobotschaften auf YouTube. Allerdings scheint vor allem die Zeit während des Wahlkampfs die Parteien zur Umsetzung innovativer Ideen anzuregen.

In Deutschland konzentrieren sich die Regierungsparteien mehr auf ihren Auftritt in der realen Welt. SPD und CDU, aber auch die Oppositionsparteien Bündnis 90/ Die Grünen und die FDP haben keine Vertretungen in Second Life aufgebaut. Viel interessanter sind für Steffi Lemke, Bundesgeschäftsführerin von Bündnis 90/ Die Grünen, politische Aktionen und Demonstrationen in Second Life.

In den USA läuft der Wahlkampf für die 2008 stattfindenden Präsidentschaftswahlen auch im Internet schon auf Hochtouren. Auf Einladung der Videoplattform YouTube haben neun Kandidaten ihre eigene Homepage auf dem YouTube-Channel „YouTube You Choose '08“ eingerichtet. Über YouTube wollen die Kandidaten ein Publikum erreichen, das ihnen sonst nur schwer zugänglich ist. Die Reichweite der Politiker-Seiten ist im Vergleich zu der von Popstar-Seiten auf YouTube allerdings gering.