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Virtuelle Herbertstraße

Second Life eröffnet Rotlichtviertel

16.03.2009
Von pte pte
Die virtuelle Welt Second Life gibt es immer noch. Ihre Betreiber wollen jetzt "Erwachseneninhalte" in einen gesperrten Bereich übertragen.

Die virtuelle Online-Welt Second Life, einst hochgehyped und anschließend heruntergeprügelt, wird ihre Jugendschutzrichtlinien verschärfen. Wie Cyn Skyberg vom Betreiberunternehmen Linden Lab im offiziellen Blog ankündigt, sollen in den kommenden paar Monaten eigene Zonen mit Erwachseneninhalten in der digitalen Welt entstehen. In diese "Rotlichtviertel" soll dann jeglicher nicht für Minderjährige geeigneter Content wie pornografisches oder gewalttätiges Material ausgelagert werden. Die Bewohner von Second Life, sogenannte "Residents", die künftig Zutritt zu diesen markierten Bereichen haben wollen, müssen ihr Alter entsprechend verifizieren können. Um die geplanten Maßnahmen Realität werden zu lassen, soll die Nutzer-Community der Online-Welt in den nächsten sechs Wochen mithelfen, die entsprechenden Regeln zu verfeinern und zu definieren, welche Inhalte genau von den neuen Richtlinien betroffen sind.

Second Life - hier gibt es noch Lava-Lampen.
Second Life - hier gibt es noch Lava-Lampen.
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"Second Life war von Anfang an eine offene Plattform, auf der ihre Bewohner einer Vielzahl verschiedener kreativer Aufgaben nachgehen können", erklärt Skyberg. Resultat dieses Ansatzes sei eine Unmenge an aufregenden Inhalten in der Online-Welt, unter anderem auch Erwachsenenmaterial. "Uns geht es nicht darum, Second Life frei von solchem Content zu halten. Wir müssen aber sicherstellen, dass alle Bewohner ihren Aufenthalt in unserer virtuellen Welt genießen können", erläutert Skyberg. Durch die neuen Regelungen wolle man verhindern, dass Residents mit Inhalten konfrontiert werden, die sie gar nicht sehen möchten.

"Wie bei jeder anderen Kommunikationstechnologie auch nutzen manche Second Life für Erwachseneninteressen. Man sollte aber bedenken, dass sexuelle Aktivitäten dort nicht annähernd so vorherrschend sind wie einige behaupten", betont Linden Lab gegenüber pressetext. Das Unternehmen verweist in diesem Zusammenhang auf eine Untersuchung aus dem Jahr 2007. "Zwei Forscher haben damals eine Umfrage zu den Inworld-Aktivitäten in Second Life durchgeführt. Dabei fanden sie heraus, dass die meisten Bewohner dort noch nie sexuell aktiv waren", so Linden Lab.

Für die konkrete Ausarbeitung der neuen Jugendschutzrichtlinien setzt Linden Lab vor allem auf die Unterstützung der eigenen Community. Diese hat in den kommenden sechs Wochen Zeit, die vorgeschlagenen Änderungen zu diskutieren und eigene Gedanken einzubringen. "Zunächst muss einmal definiert werden, was alles unter dem Begriff 'Erwachseneninhalt' zu verstehen ist und wie entsprechender Content in Zukunft gekennzeichnet werden soll", heißt es vom Second-Life-Betreiber. Erst wenn die Bewohner der virtuellen Online-Welt ihr Feedback zu diesen Fragen abgegeben haben, werde man damit beginnen, konkrete Schritte einzuleiten. Sobald die neuen Regelungen dann in Kraft treten, hätten die Residents 60 Tage lang Zeit, um sich an die veränderten Bedingungen anzupassen. (pte)