Smarte Motivationshilfen

Sechs Fitnesstracker im Vergleichstest

22.07.2014
Von Sandra Ohse
Fitnesstracker sollen Sie zu mehr Sport und einem gesünderen Lebensstil motivieren. Wir haben sechs dieser smarten Gadgets unter die Lupe genommen.

Wenn Sie schon immer wissen wollten, wie fit Sie sind und wie viel Sie sich jeden Tag bewegen, könnten die neuen intelligenten Fitnessgadgets das Richtige für Sie sein. Ausgestattet mit einem kleinen Prozessor sowie einem Beschleunigungssensor, messen die Tracker Ihre Bewegungen und rechnen diese in Schritte, Distanz und verbrannte Kalorien um. Die jeweiligen Hersteller-Apps werten die Daten für Sie in Form von Tabellen und Statistiken aus und vermitteln einen Gesamteindruck über Ihre körperliche Fitness.

Look: Funktional oder schickes Accessoire

Um einen vollständigen Überblick über Ihr aktuelles Fitnesslevel und Ihre Fortschritte zu erhalten, müssen Sie den Activitytracker möglichst rund um die Uhr bei sich tragen. Aus diesem Grund sollten Sie bei der Kaufentscheidung beachten, dass das jeweilige Fitnessgadget einen möglichst hohen Tragekomfort gewährleistet. Hier setzen die Hersteller auf unterschiedliche Konzepte.

Tragevarianten: Den Shine von Misfit können Sie beispielsweise als Anhänger an einer Kette, an einem unscheinbaren Clip oder an einem Kunststoff- bzw. Lederarmband tragen. So gibt es für jeden Anlass die richtige Tragevariante. Und auch aufgrund seines Designs eignet sich der Shine nicht nur als praktisches Wearable, sondern auch als schickes Accessoire.

Andere Hersteller wie Jawbone, Garmin oder Fitbit setzen auf robuste Kunststoffarmbänder. Diese wirken aufgrund des Materials und Ihrer Form etwas klobig und sind somit sicher nicht jedermanns Geschmack. Sie haben hier aber meist die Wahl zwischen diversen Farbvarianten und können dadurch das Armband auf Ihren individuellen Geschmack anpassen. Die Größe der Armbänder ist dabei variabel: Während Sie das Jawbone Up in der passenden Größe bestellen müssen (es stehen drei Größen zur Auswahl) erhalten Sie beim Kauf eines Fitbit Flex oder eines Garmin Vivofit gleich zwei Armbänder in unterschiedlichen Größen.

Falls Ihnen die bunten Kunststoffarmbänder nicht gefallen und Sie sich eine unauffälligere Variante wünschen, haben Withings, Medisana und Misfit hierfür Clips in petto, mit denen Sie die Tracker an Ihrer Kleidung befestigen können. Da Sie die Gadgets allerdings auch beim Schlafen bei sich tragen sollen, ist im Lieferumfang ein Extra-Schlafarmband enthalten. Während die Tragevarianten des Vifit Connect und des Shine aus Kunststoff gefertigt sind, setzt Withings auf ein angenehm zu tragendes Stoffarmband, das auch beim Schlafen nicht stört.

Falls Ihnen die Kunststoffarmbänder nicht zusagen, sollten Sie sich für einen Tracker mit einem Clip entscheiden.
Falls Ihnen die Kunststoffarmbänder nicht zusagen, sollten Sie sich für einen Tracker mit einem Clip entscheiden.
Foto:

Wasserfest: Einen weiteren wichtigen Punkt sollten Sie bei der Kaufentscheidung nicht außen vor lassen: Nicht alle Tracker sind wasserfest. So könnte ein Joggingausflug oder eine Radtour im Regen verhängnisvoll sein. Fitbit garantiert, dass das Flex bis zu einer Wassertiefe von zehn Metern keinen Schaden nimmt. Misfit und Garmin versprechen sogar eine Unversehrtheit ihrer Geräte bis zu fünfzig Metern Tiefe. Schwimmer oder Taucher müssen ihre Tracker also nicht ablegen, bevor sie ins Wasser steigen. Sowohl der Pulse von Withings, das Vifit Connect von Medisana als auch das Jawbone Up sind hingegen nicht wasserfest. Dies ist ein deutlicher Nachteil.

Funktionsumfang der Wearables: Mehr ist mehr

Die erhobenen Daten der Fitness-Gadgets zeigen Ihnen teils die Tracker selbst, teils die zugehörigen Smartphone-Anwendungen an. Da Sie beim Sport aber vielleicht nicht ständig Ihr Smartphone bei sich tragen, ist es durchaus praktisch, wenn Ihnen Ihr Fitness-Tracker unabhängig von der App möglichst viele Informationen zur Verfügung stellt.

Beim Fitbit Flex informieren Sie insgesamt fünf LED-Lämpchen über Ihren bisherigen Tagesfortschritt.
Beim Fitbit Flex informieren Sie insgesamt fünf LED-Lämpchen über Ihren bisherigen Tagesfortschritt.
Foto:

Anzeige der gemessenen Daten: Die einzelnen Hersteller setzen die Anzeige der gemessenen Werte unterschiedlich um. Sowohl beim Misfit Shine, beim Fitbit Flex als auch beim Jawbone Up haben die Hersteller auf eine Anzeige durch mehrere LED-Lämpchen gesetzt. So informieren Sie die insgesamt fünf Lichter an der Oberseite des Flex über den erzielten Fortschritt. Bei jeden 20%, die Sie Ihrem Ziel näher kommen, blinkt ein zusätzliches Lämpchen auf. Blinken alle fünf Lichter, haben Sie Ihr Tagesziel erreicht. Die Anzeige des Shine funktioniert ähnlich, nur stehen hier insgesamt zwölf Anzeigepunkte zur Verfügung. Neben dem erreichten Tagesfortschritt können Sie sich hier praktischerweise auch die Uhrzeit anzeigen lassen. Beim Up hat Jawbone vom Einsatz simpler Lichtpunkte abgesehen, dafür können Sie zwischen einem grünen Licht in Form einer Blume (Tagmodus) und einem blauen Mond (Nachtmodus) wechseln. Auch blinkt das Up, wenn Sie Ihr gestecktes Ziel erreicht haben. Über Ihre Fortschritte gibt es allerdings keine Auskunft.

Das Display des Vivofit von Garmin zeigt Ihnen alle erhobenen Messwerte an.
Das Display des Vivofit von Garmin zeigt Ihnen alle erhobenen Messwerte an.
Foto:

Ein gänzlich anderes Konzept verfolgen Medisana und Withings: Im Gegensatz zu den anderen Trackern verfügen das Vifit Connect, das Garmin Vivofit sowie das Withings Pulse über Displays, welche Ihnen Auskunft über die Uhrzeit, den Akkuladestand, den Tagesfortschritt, die Schritte, die Distanz, die verbrauchten Kalorien und weitere erhobenen Daten geben. Zwar ermitteln die anderen Gadgets ähnlich viele Daten, Sie müssen aber jedes Mal die Smartphone-Anwendungen starten, um auf die Informationen zugreifen zu können. Ein Display ist somit ein klarer Vorteil.

Weitere Funktionen: Neben der Anzeige Ihrer erhobenen Daten können Sie bei allen Trackern manuell den Schlafmodus aktivieren und somit Ihre Schlafphasen analysieren. Daneben bietet jedes einzelne Gadget individuelle Zusatzfunktionen. So verfügen sowohl das Fitbit Flex als auch das Jawbone Up über einen Vibrationsalarm, der Sie sanft und geräuschlos weckt. Der Withings Pulse dagegen setzt auf einen Lichtsensor, mit dem Sie Ihren Puls messen können. Der Vifit Connect von Medisana hat eine Stoppuhr in petto. Einzig das Misfit Shine und das Garmin Vivofit weisen bis auf die Anzeige der Uhrzeit und des Datums keine Zusatzfunktionen auf.

Handhabung: Bedienung und Synchronisation

Bedienung: Die Bedienung der intelligenten Sportbegleiter gestaltet sich sehr einfach. Bei allen Produkten sind nur wenige Befehle nötig, um die nötigen Einstellungen zu treffen oder die erhobenen Daten abzurufen. So verfügen das Fitbit Flex sowie das Misfit Shine über Touch-Felder, anhand derer Sie die Geräte mit einfachem Antippen steuern können. Das Withings Pulse wartet mit einem Touch-Display auf und bietet zusätzlich eine Taste, mit der Sie zwischen den Funktionen hin und her wechseln können. Beim Jawbone Up, dem Garmin Vivofit und beim Medisana Vifit Connect haben die Hersteller komplett auf ein Touch-Feld verzichtet. Beide lassen sich über eine einzelne Taste steuern.

Stromversorgung: Die meisten Wearables arbeiten mit einem integrierten Akku. Die Laufzeiten variieren hier einigermaßen stark. So soll der Akku des Fitbit Flex nur bis zu fünf Tage, der des Vifit Connect bis zu sieben Tagen, der des Jawbone bis zu zehn Tage und der des Withings bis zu zwei Wochen aktive Laufzeit erreichen. Das Misfit Shine und das Garmin Vivofit verfügen hingegen nicht über einen Akku, sondern über eine Knopfzellenbatterie. Laut Hersteller erreicht das Misfit Shine so eine aktive Laufzeit von bis zu vier Monaten, das Garmin Vivofit soll sogar bis zu ein Jahr ohne Batteriewechsel auskommen.

Datenabgleich: Für die Synchronisierung der Daten zwischen dem Fitnessgadgets und Ihrem Smartphone setzen Fitbit, Misfit, Medisana, Garmin sowie Withings auf eine einfache Bluetooth-Verbindung. So können Sie einfach und schnell die erhobenen Daten abgleichen und auf die Auswertungen innerhalb der Apps zugreifen. Jawbone hingegen setzt bei dem von uns getesteten Up-Modell auf eine Synchronisierung mittels Klinkenstecker am Armband. Erst beim kürzlich vorgestellten Modell Up 24 ist ein Abgleich per Bluetooth möglich.

Hersteller-App: Medizin oder Fitness

Um in den Genuss des vollen Funktionsumfangs der Fitnesstracker zu kommen, müssen Sie die dazugehörige Hersteller-App auf Ihrem Smartphone installieren. Denn ein großer Teil der Intelligenz der Sport-Gadgets steckt in den Anwendungen. Hier können Sie auf alle erhobenen Daten in Form von Tabellen zugreifen, weitere Informationen wie konsumierte Nahrungsmittel oder andere sportliche Aktivitäten hinzufügen und sich einen Überblick über Ihre Erfolge verschaffen. Dabei haben manche Anwendungen eher einen medizinischen Fokus, andere hingegen setzen allein auf Fitness.

Aufzeichnen anderer Aktivitäten: Um ein möglichst vollständiges Bild Ihrer körperlichen Fitness und Ihrer Kalorienbilanz zu erzielen, können Sie in einigen Anwendungen manuell weitere sportliche Ertüchtigungen eingeben und auswerten. So stellen Ihnen Fitbit und Jawbone eine große Datenbank an Aktivitäten zur Verfügung. Hier lassen sich die gewünschten Sportarten auswählen, die Dauer und Intensität der sportlichen Betätigung eintragen und speichern. Garmin bietet zwar eine kleine Auswahl von Aktivitäten, die Datenbank ist aber sehr klein. Bei den Geräten von Misfit, Withings und Medisana fehlt diese Option. So lässt sich Ihr Fitness-Level lediglich an den von Ihnen gemachten Schritten und zurückgelegten Kilometern messen. Ein vollständiger Überblick erhalten Sie nicht.

Foodtracking: Gerade wenn Sie abnehmen wollen, ist Foodtracking eine wichtige Funktion, die im Umfang der Hersteller-App enthalten sein sollte. Schließlich ist es bei einer Gewichtsreduktion wichtig, Ihre Kalorienbilanz im Auge zu behalten um zu wissen, wie viel Sie sich bewegen müssen, damit Ihnen Ihre Figur auch mal das eine oder andere Törtchen verzeiht. Auch hier gehen Jawbone sowie Fitbit mit gutem Beispiel voran und haben umfangreiche Lebensmitteldatenbanken in ihre Apps integriert. Bei den anderen Gadgets vermissen wir diese Funktion.

Tragen Sie alle konsumierten Lebensmittel ein und behalten Sie den Überblick über Ihre Kalorienzunahme.
Tragen Sie alle konsumierten Lebensmittel ein und behalten Sie den Überblick über Ihre Kalorienzunahme.

Schlafphasenanalyse: Ausnahmslos alle Hersteller-Apps bieten eine Analyse Ihrer Schlafphasen. Dabei liegt folgende Annahme zugrunde: Je weniger Sie sich bewegen, desto tiefer ist Ihr Schlaf. Allerdings lässt sich diese einfache Schlussfolgerung nicht mit einer professionellen Analyse im Schlaflabor vergleichen. Hier werden zusätzliche Parameter wie Hirnströme, Augenbewegungen oder Muskelspannung einberechnet.

Anhand Ihrer Bewegungen misst das Withings Pulse Ihre Schlafphasen.
Anhand Ihrer Bewegungen misst das Withings Pulse Ihre Schlafphasen.

Der App-Doktor: Einige der Hersteller-Anwendungen haben eine klare medizinische Ausrichtung: Vor allem bei der App von Medisana können Sie die erhobenen Daten des Trackers mit weiteren Werten ergänzen, die Sie mit Geräten wie Körperfettwaagen oder anderen Messinstrumenten erhoben haben. Hier lassen sich Puls, Körperfett- oder Muskelanteil, Körperwasser, Knochengewicht sowie Ihre systolischen und diastolischen Blutdruckwerte eintragen.

Der medizinische Funktionsumfang der Anwendung Withings Health Mate umfasst die Eingabe des Körperfettanteils sowie die graphische Darstellung der mit dem Tracker gemessenen Blutdruckwerte. Allerdings ist hier zu beachten, dass die regelmäßige Erhebung medizinischer Werte keinen Arzt ersetzt. Dafür sind die erhobenen Daten nicht genau genug.

Web-Anwendung: Auf den kleinformatigen Smartphone-Displays und bei der Fülle an erhobenen Daten, Statistiken und Möglichkeiten können Sie schon mal den Überblick verlieren. Hierfür bieten Fitbit, Withings, Garmin und Medisana neben den Smartphone-Apps außerdem eine kostenlose Web-Anwendung, die Ihnen zusätzlich einen noch übersichtlicheren Blick auf Ihre Werte und Fortschritte ermöglicht. Innerhalb der Web-Apps finden Sie alle Daten, die Ihnen auch in den Smartphone-Anwendungen präsentiert werden. Auch die eine oder andere Zusatzfunktion ist vorhanden.

Kompatibilität mit anderen Apps: Um die eigenen Anwendungen um weitere Optionen zu erweitern besteht bei dem Flex, dem Pulse sowie dem Up eine Kompatibilität zu anderen Anwendungen. Bei Fitbit besteht so Zugriff auf mehr als dreißig weitere Apps. Jawbone setzt auf deutlich weniger, aber dafür namhafte Apps wie Runkeeper, My Fitness Pal, Map my Run sowie Lose it!. Auch Withings und Garmin betten My Fitness Pal ein, um beispielsweise damit Ihre Nahrungsaufnahme zu dokumentieren. Bei den anderen Hersteller-Apps müssen Sie sich mit dem Funktionsumfang begnügen. Hier besteht bisher keine Kompatibilität.

Verknüpfung zu sozialen Netzwerken und Abzeichen: Um den inneren Schweinehund zu besiegen, braucht es oft einen starken Willen. Wenn dieser nicht ausreicht, hilft nur noch sozialer Druck und ein Belohnungssystem. So bieten Fitbit, Misfit und Jawbone eine Verknüpfung zu Facebook, über die Sie Ihre Freunde und Bekannte an Ihren Erfolgen bzw. Misserfolge teilhaben lassen.

Für einen weiteren Motivationsschub sorgen bei Fitbit und Withings und Garmin sogenannte Abzeichen, die sie gewinnen können. Wenn Sie also eine bestimmte Strecke zurückgelegt oder besonders viele Höhenmeter zurückgelegt haben, erhalten Sie als Belohnung virtuelle Abzeichen, die Sie sammeln oder stolz herumzeigen können. Einzelkämpfer dürften diese Motivationshilfen bei dem Medisana Vifit Connect nicht vermissen.

Fazit: Nicht mehr als eine Motivationshilfe

Im Vergleichstest der insgesamt sechs Fitnesstracker haben sich doch viele Unterschiede herausgestellt. So konnten das Fitbit Flex, das Withings Pulse, das Garmin Vivofit und das Jawbone Up mit ihren großen Funktionsumfängen überzeugen. Aber auch das Medisana Vifit Connect dürfte mit seiner medizinischen Ausrichtung viele Anhänger finden.

Einzig das Shine von Misfit enttäuschte im Test. So bedarf die Android-Anwendung dringend einer Überarbeitung und eines größeren Funktionsumfangs. Egal für welches Fitnessgadget Sie sich entscheiden: Kein Tracker der Welt macht Sie automatisch zu einem sportlicheren oder gesünderen Mensch. Nur Ihre eigene Willenskraft kann Sie weiterbringen. Die Fitness-Gadgets geben Ihnen lediglich eine Hilfestellung um Ihr Fitness-Level zu überwachen.

Über welche Funktionen die einzelnen Fitnesstracker verfügen, entnehmen sie der Vergleichstabelle.
Über welche Funktionen die einzelnen Fitnesstracker verfügen, entnehmen sie der Vergleichstabelle.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der PC-Welt. (mhr)