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SEC lässt Ex-Global-Crossing-Chairman vom Haken

13.12.2004

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die US-Börsenaufsicht SEC wird den früheren Chairman und Gründer des US-Carriers Global Crossing, Gary Winnick, offenbar nicht wegen Verstoßes gegen die Publizitätspflicht verklagen. Auch die zuletzt vorgeschlagene Zahlung von einer Million Dollar Strafe (Computerwoche berichtete), der Winnick bereits zugestimmt hatte, wird voraussichtlich nicht gefordert. Wie das "Wall Street Journal" unter Berufung auf informierte Kreise berichtet, sprachen sich SEC-Chairman William Donaldson und zwei weitere Mitglieder des fünfköpfigen Prüfungsausschusses am vergangenen Donnerstag überraschend gegen den Vorschlag und für Winnick aus.

Die SEC untersucht seit knapp drei Jahren die betrügerischen Machenschaften von Global Crossing. Dem Unternehmen wird zur Last gelegt, es habe seinen Umsatz nach dem Platzen der Internet-Blase durch den Tausch von Netzkapazitäten mit anderen Carriern aufgebläht. Ziel der fragwürdigen Transaktionen war es, den Aktienmärkten trotz gesunkener Nachfrage weiterhin einen Umsatzzuwachs vorzugaukeln. Davon profitierte insbesondere Winnick: Kurz bevor der Carrier im Januar 2002 wegen Überschuldung Gläubigerschutz nach Paragraf elf des US-Konkursrechts beantragen musste, veräußerte der Firmengründer noch Aktien im Wert von 734 Millionen Dollar.

Die SEC konnte im Zuge ihrer Untersuchung aber keinen Beweis für einen Betrug oder Insider-Handel feststellen. Lediglich der Verdacht wurde erhärtet, dass die Top-Manager die Tauschgeschäfte nicht ausreichend publiziert hatten. Aus Sicht von SEC-Chairman Donaldson trifft Winnick aber auch hierbei keine Schuld. So hatte dieser lediglich die Funktion eines nicht geschäftsführenden Chairmans inne und sei daher - im Gegensatz zu den weiteren drei Verdächtigen - für die betrügerischen Machenschaften des Unternehmens nicht verantwortlich. Aus Sicht der Ermittler mag dies zwar auf dem Papier zutreffen. Tatsächlich habe Winnick jedoch das operative Geschäft geführt und sei in allen größeren Entscheidungen, unter anderem auch über die "swap deals", involviert gewesen, argumentieren sie. (mb)