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SEC-Bericht: Microsoft musste schwache Segmente stärker subventionieren

04.02.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Obwohl Microsoft im zweiten Geschäftsquartal 2003 (Ende: 31. Dezember) exzellente Zahlen vorlegte, wiesen nur drei der sieben Sparten operative Gewinne aus. Neue Geschäftsfelder wie das Xbox-Segment oder der Bereich Business Solutions, die Sparte für betriebswirtschaftliche Software, wurden hingegen weiterhin bezuschusst. Wie aus dem Quartalsbericht an die US-Börsenaufsicht SEC hervorgeht, verbuchte der Softwarekonzern allein im Bereich Home and Entertainment, zu dem neben der Spielekonsole Microsofts TV-Plattform und PC-Spiele zählen, einen operativen Verlust von 348 Millionen Dollar. Der Umsatz der Sparte belief sich auf 1,28 Milliarden Dollar. Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum hatte das Defizit lediglich 180 Millionen Dollar betragen, obwohl die Einnahmen mit 833 Millionen Dollar niedriger ausfielen. Analysten schätzen, dass die Gates-Company jede ausgelieferte Spielekonsole mit über

100 Dollar subventioniert, also bei einer wachsenden Nachfrage auch das Minus steigt.

Die Internet-Division MSN kann trotz hoher Defizite erste Erfolge vorweisen. So stiegen die Erlöse gegenüber dem Vorjahr von 462 Millionen auf 569 Millionen Dollar, während der Betriebsverlust von 211 Millionen auf 157 Millionen Dollar zurückging. Im Geschäftsbereich Business Solutions, zu dem unter anderem die von Great Plains und Navision erworbenen Softwareprodukte zählen, kletterte der Umsatz gegenüber dem Vorjahresquartal von 73 Millionen auf 139 Millionen Dollar. Parallel wurde das operative Minus mit 93 Millionen Dollar mehr als verdoppelt.

Auch Microsofts kleinstes Segment, die Division CE/Mobility, schreibt noch keine schwarzen Zahlen. Allerdings gelang es dem Bereich für Minibetriebssysteme im Berichtszeitraum, den Umsatz um vier Millionen auf 21 Millionen Dollar zu steigern und den Betriebsverlust um 40 Millionen auf 21 Millionen Dollar zu reduzieren.

Aufgefangen wurden die Verluste in Gesamthöhe von 637 Millionen Dollar durch Microsofts etablierte Cashcows Windows und Office. Am profitabelsten arbeitete das Client-Segment, das Betriebssysteme für Desktop-PCs und Notebooks umschließt. Hier erzielte Microsoft bei 2,44 Milliarden Dollar Umsatz ein Betriebsergebnis von 1,97 Milliarden Dollar, das entspricht einer operativen Marge von über 80 Prozent. Im Vorjahreszeitraum hatte der Softwareriese allerdings noch einen Profit von 2,11 Milliarden bei 2,68 Milliarden Dollar Umsatz verbucht. Auch das Geschäft mit Office-Produkten brummt: In dem dazugehörigen Segment Information Worker steigerte Microsoft den Betriebsgewinn auf 1,88 Milliarden bei Einnahmen in Höhe von 2,41 Milliarden Dollar, nachdem im Vergleichsquartal "nur" ein Gewinn von 1,74 Milliarden und 2,2 Milliarden Dollar Umsatz ausgewiesen worden waren. Ebenfalls zulegen konnte die Gates-Company bei ihren Server-Systemen: Der Betriebsgewinn kletterte von 402 Millionen

auf 498 Millionen Dollar, gleichzeitig stiegen die Erlöse auf 1,67 Milliarden Dollar nach 1,44 Milliarden im Vorjahreszeitraum.

Microsoft teilte in dem Bericht außerdem mit, dass es für den Web-Conferencing-Anbieter Placeware 200 Millionen Dollar bezahlen wird. Die Redmonder hatten die Akquisition im vergangenen Monat bekannt gegeben, damals jedoch keine Zahlen genannt. (mb)