Konsolidierung des Festplattenmarktes ist abgeschlossen

Seagate will zurück an die Börse

25.10.2002
MÜNCHEN (CW) - Der Festplattenhersteller Seagate hat bei der US-amerikanischen Bösenaufsicht SEC einen Antrag auf Wiederzulassung zur Börse gestellt. Wenn die Marktbedingungen es zulassen, will das Unternehmen nach zwei Jahren in privater Hand die Rückkehr zu einer öffentlichen Notierung wagen.

Eine Milliarde Dollar möchte Seagate aus dem Verkauf der Aktien erlösen. Ein Teil der Papiere soll direkt vom Hersteller Seagate Technology veräußert, der andere Teil von der Muttergesellschaft New SAC verkauft werden. Auch wenn die Nachricht in Zeiten wie diesen für Aufmerksamkeit sorgt, wäre es verfrüht, allein aus der formellen Registrierung auf eine Erholung der Börse zu schließen. Der Festplattenhersteller selbst hütet sich davor, genauere Pläne zu dem Vorhaben bekannt zu geben. "Das Unternehmen wird an die Börse gehen, wenn die Marktbedingungen es zulassen", lautet die offizielle Mitteilung. Und der Hinweis auf den geplanten hohen Emissionserlös legt eher die Vermutung nahe, dass Seagate mit dem Listing keine Eile hat. Denn die Chancen, im Moment solch einen Betrag zu erzielen, stehen schlecht.

Viel stärker deutet der Antrag des Unternehmens darauf hin, dass sich immerhin im Festplattengeschäft ein Ende der seit mehr als fünf Jahren anhaltenden Marktkonsolidierung abzeichnet. Schon lange vor der Dotcom-Phase kämpften die Hersteller mit einem kontinuierlichen Preisverfall und Überkapazitäten. Der Harddiskmarkt war das erste Segment in der PC-Branche, das bereits über einen längeren Zeitraum Verluste schrieb. Bereits 1998 trennte sich Seagate von seiner Sparte Speicher-Management-Software, ein Jahr darauf startete der damalige Marktführer eine Reihe von weiteren Umstrukturierungsmaßnahmen. Unter anderem wurden Stellen gestrichen, Produktionsstätten geschlossen sowie Teile der Produktion in Billiglohnländer verlagert. Noch 1998 beschäftigte die Company weltweit mehr als 100000 Leute, übrig geblieben sind rund 48000 Mitarbeiter - der Großteil in den Fabriken in Singapur, Malaysia und Thailand. Damit nicht genug, wurde Seagate schließlich im Jahr 2000 von einer Investorengruppe und einigen Seagate-Managern übernommen und privatisiert. Das Unternehmen schlüpfte unter die Fittiche der eigens gegründeten Firma New SAC.

Damals wurde die Strategie, sich von der Börse zu verabschieden, grundsätzlich positiv bewertet. Seagate werde sich voll auf das Festplattengeschäft konzentrieren können und gleichzeitig den Druck von Seiten der Investoren abschwächen.

Sanierung ohne Druck der Wallstreet

Das Unternehmen hat diese Chance leidlich genutzt: Mit der neuen Kostenstruktur gelang es dem Hersteller relativ rasch wieder gewinnbringend zu arbeiten. Für das Ende Juli beeendete Geschäftsjahr 2002 meldete Seagate einen operativen Gewinn von 374 Millionen Dollar bei einem Umsatz von knapp 6,1 Milliarden Dollar. Die gleichen Einnahmen erzielte das Unternehmen auch im Jahr der Privatisierung, allerdings stand damals ein Verlust von mehr als 280 Millionen Dollar in der Bilanz. Auch in dem gerade abgeschlossenen ersten Quartal des Geschäftsjahres 2002/03 blieb Seagate auf Erfolgskurs. Das Unternehmen setzte rund 1,6 Milliarden Dollar um und erwirtschaftete einen Nettogewinn von 110 Millionen Dollar. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres hatte den Einnahmen von knapp 1,3 Milliarden Dollar noch ein Profit von 34 Millionen Dollar gegenübergestanden. (rs)