Systems Designers übernimmt Tochter des Ölriesen British Petroleum:

SCS an britisches Softwarehaus verkauft

05.02.1988

MÜNCHEN/LONDON (ujf) - Der ÖIkonzern British Petroleum (BP), der die Softwarefirma Scicon 1965 wegen ihres Know-how auf geologischem Gebiet aufgekauft hatte, zieht sich aus dem DV-Geschäft zurück. Der mittlerweile international tätige DV-Ableger der BP geht an die Systems Designers Plc., ein vor allem im Rüstungsgeschäft starkes Softwarehaus, dessen größter Einzelaktionär mit 25 Prozent der Luft- und Raumfahrtkonzern British Aerospace ist.

Zur Finanzierung der Fusion wird das Kapital erhöht - die Ausgabe neuer Aktien der SD-Scicon Plc. ist geplant. Ein Teil der nach Branchenschätzungen 80 Millionen Pfund teuren Transaktion wird über Kredite abgesichert. Obwohl die Rendite bei SD mit 7,3 Prozent (vor Steuern) deutlich unter dem von US-Softwarehäusern gewohnten Niveau liegt, steht das Unternehmen deutlich besser da als Scicon. Denn die BP hatte in der letzten Zeit draufgezahlt - gut acht Millionen Pfund Verlust entstanden allein im vorigen Jahr. Vor allem das USA-Engagement war nicht kostendeckend. Die Schwestern in der Bundesrepublik und Frankreich verdienten trotz hoher Umsätze auch nicht so üppig, daß sie die Löcher zu stopfen vermocht hätten.

Von den insgesamt 5500 Mitarbeitern in Europa und den USA bringt Scicon - der Name SCS gilt nur auf dem deutschen Markt - mit etwa 3800 den Löwenanteil in die Ehe ein. In der Bundesrepublik ist der Größenkontrast noch krasser: Über 800 SCS-Mitarbeitern an sieben Standorten steht eine Mini-Dependance von SD in Bad Homburg mit nur 30 Beschäftigten gegenüber.

Ob die hessischen Systemdesigner, zu deren Kunden die Bundespost (Btx) und industrielle VAX-Anwender (Prozeßleit- und -steuerungssysteme) gehören, in die SCS-Organisation eingebunden werden, war bei Redaktionsschluß nicht absehbar. Das Hamburger Unternehmen unterhält einen Geschäftszweig "Technische Automation und Systeme", mit dem es Überlappungen geben könnte. Jedenfalls ließ die Hamburger Ex-BP-Tochter selbstbewußt verlauten, hierzulande werde "die neue DV-Dienstleistungsgruppe durch die SCS Scientific Control Systems GmbH repräsentiert".

Trotz möglicher Berührungspunkte betrachten die Londoner SD-Manager die Scicon-Gruppe als eine sinnvolle Ergänzung. Chairman Philip Swinstead glaubt sogar an eine

"perfekte Synergie": Es gibt so gut wie kein Gebiet, auf dem wir uns Konkurrenz machen. Swinstead zeigt sich als Befürworter einer auf schiere Größe ausgerichteten Geschäftspolitik. Der englischen Wirtschaftszeitung "Financial Times" erklärte er, der den Umsatz seiner Firma zwischen 1982 und 1986 von 9,5 Millionen auf 61,5 Millionen Pfund (180 Millionen Mark) hochschraubte, seine Doktrin: "Es ist nur Platz für eine bestimmte Anzahl multinationaler Weltklassefirmen, und wir beabsichtigen dabeizusein."