Linux-Aufsteiger plant Komplettangebot

SCO verkauft die Unix-Sparte an Caldera

11.08.2000
MÜNCHEN (ls) - Die Linux-Company Caldera Systems Inc. hat am 2. August 2000 von der Santa Cruz Operation Inc. (SCO) das komplette Unix-Betriebssystem- und Servicegeschäft übernommen.

Zwei Wochen nach den ersten Gerüchten über Verkaufsverhandlungen zwischen SCO und Caldera (siehe CW 30/00, Seite 6) kam die Bestätigung: Der 1994 gegründete Linux-Distributor übernimmt den Unix-Bereich der 15 Jahre älteren SCO. Caldera Systems gründet eine selbständige Tochter names Caldera Inc., in der die bisherigen SCO-Divisions Professional Services und Server-Software aufgehen.

Die neue Caldera-Tochter mit Sitz in Orem, Utah, erhält von SCO alle Rechte am Betriebssystem "Unixware" und an zugehörigen Anwendungen sowie exklusive Vertriebsrechte für das ältere System "Open Server". Für Letzteres behält SCO allerdings die Rechte, diese Lizenzeinnahmen fließen weiter in SCO-Kassen - im letzten Quartal waren das allein rund elf Millionen Dollar. Etwa 800 SCO-Mitarbeiter sollen zu Caldera Inc. wechseln.

Der einstige PC-Unix-Spezialist reduziert sich damit auf den relativ jungen Geschäftsbereich um die Internet-Middleware "Tarantella". Caldera zahlt an SCO sieben Millionen Dollar in bar sowie 28 Prozent seiner Aktien, nämlich rund 17,5 Millionen Anteilscheine, davon zwei Millionen aus einer Reserve für Mitarbeiteroptionen. Außerdem hat sich der Caldera-Investor The Canopy Group bereit erklärt, SCO weitere 18 Millionen Dollar zu leihen.

Chief Executive Officer (CEO) von Caldera Inc. wird Ransom Love, Gründer und CEO von Caldera Systems. President und Chief Operations Officer (COO) wird David McCrabb, bisher President der SCO-Division Server-Software.

Ziel von Caldera Inc. ist es nach Angaben von Love, Linux- und Unix-Technologien zusammenzuführen, um eine vom Einzelplatz-PC bis zum Großrechenzentrum skalierbare Server-Plattform zu schaffen. Das Projekt heißt "Open Internet Platform" und reicht vom Betriebssystem bis zu Anwendungen und Services. Für solche Dienstleistungen will der Anbieter vor allem die weitgehend von SCO geerbten weltweit 15000 Partner gewinnen. Caldera möchte die mit SCO gekauften Technologien als Open Source zur Verfügung stellen, was aber patentrechtliche Probleme aufwirft.

Love erklärte, Caldera werde die Verpflichtungen von SCO übernehmen, zusammen mit IBM im Projekt "Monterey" auf der Basis von Unixware ein Betriebssystem für Intels kommende 64-Bit-Prozessoren zu entwickeln. Von IBM gibt es zu den Neuerungen im Monterey-Projekt bisher nur die schmallippige Erklärung, Caldera sei ein seit Jahren bekannter Entwicklungspartner.

So genannte Transition-Teams sollen bis Anfang September 2000 Details der neuen geschäftlichen Organisation und Ausrichtung klären. Nach Zustimmung der Aufsichtsbehörden könnte der Deal dann frühestens im Oktober rechtlich wirksam werden.