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SCO stellt Linux-Vertrieb ein und droht Anwendern

15.05.2003
SCO steigt vorerst aus dem Linux-Geschäft und bei United Linux aus - schließlich kann man sich schlecht selbst verklagen. Der Rest der Branche soll sich laut Scosource-Chef Chris Sontag warm anziehen...

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Unix-Company SCO liefert seine Linux-Distributionen ab sofort nicht mehr aus und stellt seine Entwicklungsarbeit im Rahmen der mit Suse, Conectiva und Turbolinux gegründeten UnitedLinux-Initiative vorübergehend ein. Außerdem unterstellt das Unternehmen Anwendern, durch den Gebrauch von Linux Urheberrechte zu verletzen.

Nach Ansicht von Vice President und General Manager Chris Sontag wurde patentrechtlich geschützter Unix-Quelltext in das quelloffene Linux übernommen. Der Hersteller hat bereits Anfang März 2003 IBM auf eine Milliarde Dollar Schadensersatz verklagt, da Big Blue durch die Unterstützung und Weiterentwicklung von Linux unberechtigt Original-Unixcode veröffentlicht haben soll. (Computerwoche online berichtete). SCO erwägt auch Klagen gegen Linux-Firmen wie Suse und Red Hat, so berichten US-Medien.

Nun geht SCO noch einen Schritt weiter. So hat der Hersteller Anwender davor gewarnt, Linux für kommerzielle Zwecke zu nutzen. In diesem Fall könnten auch sie wegen Urheberrechtsverletzungen haftbar gemacht werden. Gleichzeitig wehrte sich Sontag gegen Anschuldigungen, der Linux-Bewegung schaden zu wollen. Käufer der SCO-eigenen Distributionen und Heimanwender hätten nichts zu befürchten. Auch in schulischen und universitären Bereichen, die keine kommerziellen Zwecke verfolgen, dulde man die Nutzung des Betriebssystems.

Die Einstellung der Linux-Verkäufe verursacht SCO laut Sontag keine großen Probleme. Das Open-Source-System habe lediglich mit einem Prozent zum Gesamtumsatz des Unternehmens im zweiten Quartal beigetragen. Die Entwickler aus den Linux-Abteilungen werden in die Unix-Teams übernommen. Support für die hauseigenen Distributionen will der Anbieter auch weiterhin leisten. In Zukunft soll der Fokus neben Unix hauptsächlich auf die Entwicklung des Web-Services-Frameworks "SCOx" (Computerwoche online berichtete) gelegt werden.

In einem Statement gab sich der Vorreiter der Linux-Bewegung Linus Torvalds, der auch die Eigentumsrechte an der Handelsmarke Linux hält, gespannt, welche Beweise für den angeblichen Code-Diebstahl SCO im Prozess gegen IBM vorlegen wird. Durch das Open-Source-Konzept sei es möglich die Entwicklungsgeschichte jedes Moduls des Linux-Kernels genau nachzuvollziehen. "Zu zeigen, wann etwas zugefügt wurde und wo es herkam, sollte sehr einfach sein", sagte Torvalds. Zu Spekulationen, ob SCO auch Torvalds verklagen will, wollte sich Sontag bislang nicht äußern. (lex)