SCM muss beim Kunden beginnen

13.11.2003
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Hans-Achim Quitmann: "Die Softwarehersteller lernen die Branchenspezifika zum Teil erst bei den Einführungsprojekten."

Den Aufwand für alle an der Lieferkette Beteiligten zu verringern ist eines der Ziele, die sich Kolodziej auf die Fahne geschrieben hat. "Wenn ein Lieferant uns Ware im Wert von 300 Euro schickt, hat er einen ungeheuren Aufwand: Er druckt einen Lieferschein, stellt eine Rechnung, hat möglicherweise noch eine Reklamation und so weiter." Mittels zentraler Disposition könne sich der Hersteller heute darauf beschränken, nur noch ganze Paletten anzuliefern.

Seinen "Planungshorizont" beziffert der DM-Geschäftsführer mit "nicht länger als vier Monate". Geplant werde "von unten nach oben", also aus den Filialen heraus: "Bei uns bestimmen die Kunden, was Sache ist." Und nun komme es darauf an, die Reaktion auf den Kundenwunsch zu beschleunigen, indem der Lieferant möglichst schnell darüber informiert wird: "Unsere Abverkaufsdaten sind nicht Fort Knox; wir teilen sie gern mit unseren Lieferanten, weil wir beide davon profitieren."

Neben der gemeinschaftlichen Planung und Disposition betreibt DM mit einigen seiner Zulieferer auch ein "Continuous Replenishment" - bis hin zur selbständigen Gestaltung der Verkaufsflächen: "Die besten Lieferanten ernennen wir zum Cathegory Captain; sie sorgen dafür, dass das Regal mit ihren Produkten und denen ihrer Konkurrenten richtig dimensioniert ist und die Artikel an der richtigen Stelle stehen", schilderte Kolodziej das Prinzip. Aus seiner Sicht bringt diese Arbeitsteilung beiden Seiten Vorteile: "Wir arbeiten nicht nach dem Box-, sondern nach dem Judo-Prinzip. Wir nehmen die jeweilige Stärke des Anderen auf und verwandeln sie in Geschwindigkeit." Die in den Medien heiß diskutierte Aufteilung des Preisvorteils zwischen Hersteller und Händler war für Kolodziej eigenen Angaben zufolge nie ein Thema: "Der Lieferant rechnet sich selbst aus, was ihm das bringt."

Auch HP verfolgt bereits ein rudimentäres CPFR - mit den Einzelhändlern, die ein breites Sortiment vorhalten müssen und stark kampagnengetrieben arbeiten. Laut Waas hat der Hardwareanbieter vor einem Jahr einen wöchentlich aktualisierten integrierten Planungsprozess vom Händler über die Region zur weltweiten Fabrik aufgesetzt. "Vorher haben wir das auf monatlicher Basis gemacht und festgestellt, dass wir dadurch zu langsam werden und zu viele Pufferbestände aufbauen." Der kontinuierliche Strom der Abverkaufsdaten ist dadurch gesichert, dass HP an deren Lieferung einen Teil der Händlerrabatte knüpft.

Schwerpunkte statt Totalansatz