SCM - Gefahr droht von allen Seiten

15.05.2001
Von 
Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Im Markt für B-to-B-Software ist das offene Hauen und Stechen ausgebrochen. Die Anbieter basteln an der Vision der kompletten elektronischen Lieferkette und haben sich dabei auf einen Mehrfrontenkrieg eingelassen. Gleichzeitig laufen sie Gefahr, die Bedürfnisse der Anwender aus den Augen zu verlieren.

In puncto Heilsversprechen kann derzeit kaum ein Segment der IT-Branche den SCM-Anbietern (SCM = Supply-Chain-Management) das Wasser reichen: Die Durchlaufzeiten der Güter reduzieren sich mit dem Einsatz der Tools um bis zu zehn Prozent, Lagerbestände werden um die Hälfte abgebaut, und die Liefertreue nähert sich der 100-Prozent-Marke, so die Aussagen der Protagonisten.

Da die finanziellen Spareffekte immens seien, würden sich die Ausgaben für ihre Programme nach Meinung der Lieferanten in der Regel binnen eines Jahres amortisieren.

Jedoch ist Vorsicht angebracht: In einer Research Note verwies die Gartner -Analystin Karen Peterson auf das Dilemma der SCM-Tools: Zwar sei ein "phantastisches" Ergebnis für Anwender möglich, man müsse aber immer auch substanzielle Risiken bei der Einführung einkalkulieren. Künftig sei vermehrt mit fehlerhaften Implementierungen in diesem Bereich zu rechnen.

Rund fünf Prozent aller SCM-Projekte bis zum Jahr 2002 scheitern laut Peterson, mit weit reichenden Konsequenzen für das finanzielle Ergebnis und die Öffentlichkeitsarbeit - sowohl der Nutzer als auch der Softwarehäuser.

Anwender unterschätzten angesichts des Marketing-Hypes oftmals, wie aufwändig sich die Anpassungsarbeiten bei SCM-Systemen gestalten, zumal die meisten Werkzeuge noch nicht ausgereift seien.