Virtualisierung erschwert Rechenzentrums-Mobilität

Schwieriger Umzug bei der Bank Austria

10.06.2009
Von 
Dr. Klaus Manhart hat an der LMU München Logik/Wissenschaftstheorie studiert. Seit 1999 ist er freier Fachautor für IT und Wissenschaft und seit 2005 Lehrbeauftragter an der Uni München für Computersimulation. Schwerpunkte im Bereich IT-Journalismus sind Internet, Business-Computing, Linux und Mobilanwendungen.
Niedrigere Kosten und höhere Effizienz - das sind die wichtigsten Vorteile der Virtualisierung. Doch steht ein Umzug vor der Tür - wie bei der Bank Austria - zeigen sich auch negative Seiten. Die Krux liegt vor allem im Wiederaufbau der virtuellen Struktur vor Ort.
Hoher Aufwand: Der Umzug virtualisierter Rechenzentren bedeutet mehr Arbeit.
Hoher Aufwand: Der Umzug virtualisierter Rechenzentren bedeutet mehr Arbeit.

Wenn Rechenzentren übersiedeln, haben IT-Abteilungen viel zu tun. So auch bei der Bank Austria. Laut einem Bericht des österreichischen Wirtschaftsblatts wird bei dem Geldinstitut der Transport des Rechenzentrums von Wien nach Verona vorbereitet. Das Unterfangen soll im August über die Bühne gehen: "Der eigentliche Transfer erfolgt über verschlüsselte Datenleitungen, die nur von der UniCredit-Gruppe genützt werden", sagt Robert Zadrazil, COO der Bank Austria.

Möglichst kurze Downtime

"Die Menge der Daten bestimmt die Art des Transportes", erklärt Herwig Feichtinger, im Vertrieb für IT-Dienstleistungen bei IBM tätig. Ist ein permanenter Datenabgleich gefragt, wird eine Standleitung gelegt. Eine teure Lösung, da nach Bandbreite abgerechnet wird. Müssen die Daten eines Kunden einmalig in ein neues Rechenzentrum überstellt werden, werden die Bänder gut gesichert einem Kurierdienst übergeben. Dieser übernimmt dann den Transport. Zwischen 600 Gigabyte und drei Terabyte beträgt die Größe dieser Bänder.

Welche Probleme können auftreten? "Die Downtime muss möglichst kurz gehalten werden", sagt Feichtinger. Je länger das Rechenzentrum offline bleibt, umso teurer kommt es das Unternehmen zu stehen. Um die Reiseroute so exakt wie möglich zu berechnen, werden meist unterwegs Checkpoints ausgemacht.

Hunderte virtueller Rechner aufbauen

Das größte Problem ist allerdings nicht der physische Transport, sondern der Wiederaufbau des ganzen Mainframes am neuen Standort. Zahlenmäßig sind es oft gar nicht so viele Server, die übersiedeln. Bedingt durch die zunehmende Virtualisierung der Rechenzentren müssten jedoch am neuen Standort oft mehrere hundert virtuelle Computer wieder neu aufgebaut werden.

Feichtinger räumt allerdings ein, dass Transporte größerer Rechenzentren in Österreich nur etwa dreimal pro Jahr stattfinden. Verantwortlich dafür ist das stabile Umfeld. Auch bei Outsourcing-Projekten wird der Betreiber nicht allzu oft gewechselt. Und ein Projekt in der Größenordnung wie der Umzug des Bank Austria-Rechenzentrums sei sowieso "einmalig".