Klamme Investoren

Schwieriger Start für IT-Gründer

28.10.2009
Von Anja Dilk

Aber zum einen ist das Finanzierungsangebot immer noch zu dünn für die vielen Gründungswilligen der Branche. Zum anderen erfüllen viele die Förderkriterien nicht. Zwar haben Hochschulen Gründerprogramme aufgelegt, Business Angels, die als Privatinvestoren Gründern unter die Arme greifen, sind auch in Deutschland mittlerweile gang und gäbe. Doch jenseits dieser Förderlandschaft wird es eng. "Die Banken bieten derzeit ein grauenvolles Bild", sagt Jürgen Rohrmeier, Personalexperte bei der IT-Beratung Pape Consulting in München. Und bei den etwa 200 Gesellschaften in Deutschland, die Venture Capital vergeben, bekommen Gründer im Moment nur schwer den Fuß in die Tür. Rohmeier: "Es fehlt vor allem an Seed-Finanzierung, der Finanzspritze zum Gründungsbeginn."

Risikokapital? Fehlanzeige!

Michael Seyda nickt. In letzter Zeit läuft sich der Frankfurter VC-Berater die Hacken ab. Risikokapital? Das will keiner mehr geben. "In diesem Jahr ist die Investitionsbereitschaft deutlich zurückgegangen, seit Sommer liegt sie fast auf null", sagt Seyda. "Selbst Konzepte, die vor zwei Jahren noch gute Chancen gehabt hätten, könnte ich gleich in der Schublade lassen." Ende des Jahres schauen die meisten Risikokapitalgeber schon Richtung 2010, der Jahresabschluss 2009 ist besiegelt, Kasse geschlossen. Leicht sei es für IT-Gründer derzeit nicht. Durch den Rost der VC-Gesellschaften fallen zum einen jene Bastler, die mit schmalem Geldbeutel in die Gründung starten. Unter einem Investitionsvolumen von einer halben Million lohnt es sich für die Kapitalgeber schlicht nicht, Konzepte zu prüfen, ein Controlling zu installieren und sich auf einen Meeting-Marathon zu begeben.

Durch fallen bei den Investoren auch jene IT-Gründer, die mit einem "astronomischen Kapitalbedarf" auf Investorensuche gehen. "Mein Job ist es, sie erst mal zu bremsen", sagt Syda. Und ihre Pläne auf Herz und Nieren abzuklopfen: Wie tragfähig ist ihre Idee? Gibt es Vergleichbares auf dem Markt? Vor allem: Was für ein Mensch steht dahinter? Seyda: "Viele denken: ´Ich kann programmieren, besorg du mir Geld, dann wird alles gut.´ Doch die tollsten Programme nutzen nichts, wenn der Gründer nicht in der Lage ist, ein Unternehmen zu führen."

Programmieren reicht nicht

Mit dem Finanzamt umgehen, Rechnungen schreiben, ein gutes Marketing auf die Beine stellen. Wer das nicht kann und nicht bereit ist, sich Kompetenz von außen zuzukaufen, hat kaum eine Chance. Oft ist die Schieflage zwischen guter Idee und mangelndem Marktverständnis schon im Business-Plan ersichtlich, der auf Seydas Schreibtisch landet. Bis "zur letzten Schraube" werden da oft technische Details ausgebreitet, die "keinen Kapitalgeber interessieren". Was dieser aber wissen will, erfährt er oft nicht: Wer soll das Produkt kaufen? Wie ist der Markt Informationsasymmetrie", nennt der Berater das.

Heinz Klandt, EBS: "IT-Gründer müssen aufpassen, in dieser Branche nicht überrollt zu werden."
Heinz Klandt, EBS: "IT-Gründer müssen aufpassen, in dieser Branche nicht überrollt zu werden."

EBS-Professor Klandt kennt das. Er hat schon viele Gründer der Branche bei ihrem Start beobachtet. Immer wieder stechen ihm dieselben Fehler ins Auge: "Viele sind sehr technologiegetrieben, haben kaum den Kundennutzen im Blick oder können nicht anschaulich darstellen, was ihr Produkt so unverwechselbar und nützlich macht", sagt Klandt. "Dabei kommt es nicht auf die technische Leistungsfähigkeit, sondern auf die Schnittstelle zum Kunden an." Mit einer spröden Benutzeroberfläche lässt sich ebensowenig punkten wie mit einem technischen Innovations-Coup, den keiner haben will. Klandts Rat gegen die "Klassiker des Scheiterns": genaue Marktanalyse, sorgfältige Kundenkommunikation und natürlich solide Finanzierung.