Arbeitsrecht

Schwere Vorwürfe gegen PC-Industrie

16.12.2008
Von pte pte
Namhafte Computerhersteller wie Dell, Lenovo oder Fujitsu Siemens Computers sind massiv in die Kritik geraten.

Den Nichtregierungsorganisationen WEED (Weltwirtschaft, Ökologie und Entwicklung) und SACOM (Students and Scholars against Corporate Misbehaviour) zufolge herrschen bei chinesischen Zulieferern der Konzerne teilweise menschenunwürdige Arbeitsbedingungen. Die Zulieferfirmen Compeq Technology (mitunter Zulieferer von Dell und Lenovo) und Excelsior Electronics (Zulieferer von Fujitsu Siemens) sollen gegen nationale Gesetze, Konventionen der Internationalen Arbeitsorganisation sowie Verhaltenskodizes der Markenunternehmen verstoßen.

"Die meisten Hersteller haben bereits auf die Vorwürfe reagiert, spielen diese in vielen Fällen jedoch herunter", erklärt WEED-Projektleiter Florian Butollo im Gespräch mit pressetext. So habe etwa Fujitsu Siemens unwürdige Bedingungen bei Arbeitszeiten mit dem Argument bestritten, derartige Zustände würde das chinesische Arbeitsgesetz nicht zulassen. Butollo zufolge herrsche bei den Markenherstellern eine bedenkliche Unkenntnis über die tatsächlichen Verhältnisse vor Ort. "Es gibt aber auch andere Reaktionen der Unternehmen", meint Butollo. Diese würden von Dank bis hin zur Ankündigung von Maßnahmen gegen die Arbeitsrechtsverstöße reichen.

Enormer Stress für die Arbeiter, erzwungene Überstunden und ein harsches Fabrikregime werden den Konzernen vonseiten der NGOs vorgeworfen. So bestünden etwa bei Compeq Vorschriften darüber, wie man sich im Unternehmen bewegen müsse und wie die Haare der Arbeiter zu tragen seien. "Für die Konzerne gäbe es viele Möglichkeiten, zu reagieren und gegen die Arbeitsrechtsverletzungen vorzugehen", sagt Butollo gegenüber pressetext. Maßnahmen bedürfen jedoch des "Good Will" der Unternehmen. Mit der eigenen Bereitschaft zu Veränderungen über Verhaltenskodizes und Lippenbekenntnisse hinaus stehen und fallen die Bedingungen für die Arbeiter.

Wie im Fall der Zulieferer von Handyproduzenten wie Nokia, Samsung, Motorola, LG, Sony Ericsson oder Apple ist der Konkurrenzkampf um den günstigsten Preis auch in der PC-Industrie ausschlaggebend für menschenunwürdige Arbeitsbedingungen. "Mittlerweile werden vor Ort Schulungen durch NGOs zu Arbeitsrechten angeboten, um Anlaufstellen für die Betroffenen zu schaffen. Von den Konzernen wäre jedoch mehr Transparenz gefragt. Die Zulieferkette der Hersteller ist noch immer ihr best gehütetstes Geheimnis", betont Butollo. Die Forderung, den Wettlauf um Billig-Preise zugunsten der Arbeitnehmer einzudämmen, sei im Eigeninteresse der Unternehmen aber kaum vorhanden. Vonseiten der Organisationen werden daher besonders bei Großaufträgen und öffentlichen IT-Ausschreibungen verbindliche soziale Kriterien gefordert, um einen ökonomischen Gegendruck ausüben zu können. (pte)