Orgatechnik: Forum Öffentliche Verwaltung diskutiert DV-Einsatz

Schwellenangst spielt offenbar geringe Rolle

05.11.1982

KÖLN - Im Bereich der Öffentlichen Verwaltung hat sich der gehobene Dienst bisher bei der Einführung neuer Technologien am Arbeitsplatz als "innovative Speerspitze" erwiesen. Weiteres Ergebnis eines Forschungsprojekts der Fachhochschule des Bundes in Köln: Schwellenängste oder Akzeptanzprobleme spielen, soweit es sich um den Einsatz der DV für die "repetitive Massenverarbeitung" handelt, offenbar keine große Rolle.

Wie andere Organisationen, Verbände und Institutionen nutzte auch die Fachhochschule des Bundes die Orgatechnik als Rahmen für ein Forum. Leitthema der halbtägigen Veranstaltung: "Verwaltungsorganisation als Mittel der Verwaltungspolitik". Obwohl sich die Tagung durch wohltuende Kürze auszeichnete, war das Teilnehmerinteresse für die Veranstalter eher enttäuschend. Der Europasaal im Kongreß-Centrum Ost erwies sich jedenfalls als zu groß und war nur zu rund einem Drittel gefüllt.

Der erste Teil des Forums beschäftigte sich mit dem "Berufsbild des Organisators in der öffentlichen Verwaltung". Professor Mundhenke von der Kölner Fachhochschule gab einen Überblick über die bisherigen Erfahrungen. Sein Fazit: Der Organisator ist immer noch das "Stiefkind", da in vielen Verwaltungsbereichen mittlerweile drei Abteilungen gegeneinander stünden. Im Hinblick auf die Einführung neuer Technologien und auf die dadurch entstehenden veränderten Arbeitsabläufe, sei es aber dringend geboten, die konkurrierende Planung der Bereiche DV, Innerer Dienst und Organisation zusammenzufassen.

Der zweite Teil des Forums stand unter der Fragestellung, welche Auswirkungen die ADV auf die Arbeitsplätze in der öffentlichen Verwaltung habe. Professor Eilsberger sowie Ingo Krüger von der Kölner Fachhochschule berichteten über erste Ergebnisse ihres Forschungsprojekts, in dem sie die Besoldungsstelle des Auswärtigen Amtes in Bonn, die Kämmerei der Stadt Köln, die Stadtsparkasse Köln sowie das Bezirkseinwohneramt Berlin unter die Lupe genommen und deren Erfahrungen mit der DV ausgewertet hatten. Alle Bereiche waren überwiegend durch "repetitive Massenverarbeitung" gekennzeichnet.

Eilsberger und Krüger unterschieden zunächst zwischen quantifizierbaren und nichtquantifizierbaren Vor- beziehungsweise Nachteilen beim Einsatz der DV. Den quantifizierbaren Vorteilen - bei der Besoldungsstelle des Auswärtigen Amtes beispielsweise Einsparungskosten von 350 000 Mark pro Jahr durch eine Verringerung der Stellen von 60 auf 40 - stünden zusätzliche Hard- und Softwarekosten gegenüber, die sich nicht genau feststellen ließen.

Als nichtquantifizierbare Vorteile nannten die Referenten eine schnellere Bearbeitungszeit sowie eine verbesserte Qualität der Arbeit da es jetzt weniger Fehler gebe. Zudem habe der Grad der Arbeitszufriedenheit zugenommen.

In einem weiteren Schritt hatte das Kölner Forschungsteam die Auswirkungen des DV-Einsatzes auf die Aufbauorganisation zu klären versucht. Hierbei stellte sich nach Eilsberger und Krüger heraus, daß aus der vorher zu beobachtenden "Verrichtungsspezialisierung" eine "Objektspezialisierung" geworden sei, die den Bearbeitern mehr Gestaltungsspielräume gebe.

Diese größere Selbständigkeit habe auf der anderen Seite aber auch eine leichtere Kontrollierbarkeit der Arbeit zur Folge. Routine, Genauigkeit und daraus resultierend Streß, prägten jetzt in weit höherem Maße die Tätigkeit.

Die Frage der Dequalifizierung muß laut Eilsberger/Krüger "differenziert" betrachtet werden, da es durch den Einsatz der DV drei unterschiedliche Auswirkungen gebe. Zum einen entständen einzelne anspruchsvolle neue Arbeitsplätze, zum anderen fielen reine Routinetätigkeiten wie zum Beispiel die Erfassung besonders hohem Maße weg. Darüber hinaus seien Veränderungen in der Aufgabenstellung ohne Auswirkungen auf die Stellen zu beobachten.

Abschließend betonten die beiden Referenten, daß ihre Aussagen keineswegs auf alle Bereiche der öffentlichen Verwaltung anzuwenden seien, da hierfür die Menge der untersuchten Institutionen zu gering und die Tätigkeitsstruktur nicht repräsentativ sei.