Mangel an DV-Spezialisten macht Eidgenossen zu schaffen:

Schweizer Softwaremarkt wächst nur mäßig

23.01.1987

ZÜRICH (sg) - Der Schweizer Softwaremarkt kam auch 1986 nicht an die Wachstumsrate des übrigen europäischen "Weichwaregeschäftes" heran. Die Eidgenossen rechnen erneut mit durchschnittlichen Umsatzsteigerungen von nur 10 bis 15 Prozent gegenüber 20 Prozent des übrigen Softwaremarktes in Europa.

Dennoch stellte Jörg B. Winter, Präsident der Gesellschaft Schweizerischer EDV-Dienstleistungsunternehmen und Softwarehersteller (GES), fest, daß dieses Ergebnis differenziert werden müßte. So hätten vor allem die Softwarefirmen höheren Umsatzzuwachs zu verzeichnen, die neben Erbringung ihrer Dienstleistungen auf Stundenbasis noch Branchenprogramme für Minis und Mainframes anböten. Auch Unternehmen, die über Auslandsaktivitäten verfügen, hätten höhere Wachstumsraten zu verzeichnen. Dagegen, so Winter weiter, konnten Softwareproduzenten, die überwiegend Programme für PC-Anwendungen entwickeln, nicht einmal die 10 bis 15 Prozent Steigerung erreichen.

Den Grund für das schlechtere Abschneiden der Eidgenossen gegenüber anderen europäischen Ländern sieht Winter in dem schon seit Jahren beklagten großen Mangel an qualifizierten DV-Spezialisten. Dieser hindere die Schweizer Softwarefirmen - von einigen Ausnahmen abgesehen - daran, entsprechend mit der Nachfrage zu wachsen. Besser gestellt seien hierbei ebenfalls wieder die Produzenten mit Niederlassungen im Ausland. Zum einen ließen sich im Ausland, vor allem in Großbritannien, noch qualifizierte Informatiker finden, und zum anderen seien diese auch zu bezahlen. Winter wörtlich: "Software-Entwickler mit entsprechender Ausbildung sind im Ausland bis zu 20 Prozent günstiger zu bekommen als in der Schweiz - wenn man überhaupt das Glück hat, welche zu finden."

Die meisten eidgenössischen Software-Unternehmen rechnen für das laufende Jahr eher mit einer Stagnation auf relativ hohem Umsatzniveau als mit weiteren großen Zuwachsraten. Diese werden für 1987 derzeit mit knapp über zehn Prozent gehandelt. Dabei scheint das wertmäßig größte Potential in den Bedürfnissen der vielen kleinen und mittleren Betriebe zu liegen.