Schwarzwälder Pirsch

02.04.1982

Wie ein Frühlingserwachen mag die Novitätenparade der Kienzle Apparate GmbH anmuten, nachdem das Unternehmen lange Zeit in der Kälte des klassischen MDT-Marktes überwintert hatte. Die Umsätze rutschten in den Keller, und die Wachstumsräder standen still. Vor allem im Systemgeschäft mit großen Organisationen, in dem sich Nixdorf & Co. gegen die übermächtige Mainframe-Konkurrenz (IBM!) behaupten konnten, verpaßten die Schwarzwälder den Anschluß. Ein konservatives Management mühte sich Jahre mit hausbackenen Verkäufern im "Klein-Klein-Geschäft" ab und ritt sich damit mehr und mehr in die Verlustzone.

Sicherlich kann man jetzt davon ausgehen, daß die Kienzle-Entwickler einige durchaus interessante Produkte aus dem Hut gezaubert haben. Aber auch im Black Forest wissen die Unternehmensplaner, daß es mit Hardware-Boxen allein nicht getan ist. Selbst Bindels-Getreue sind vorerst skeptisch, wie ihr Boß den Systemverkauf mit der bestehenden Vertriebsmannschaft ankurbeln will. Nur ein selbstverordneter Aderlaß im zweiten und dritten Glied, meinen Kienzle-lnsider, könne die chronischen Durchblutungsstörungen des MDT-Anbieters beseitigen. Ein Neu-Villinger drückt das so aus: Selbst die IBM würde hierzulande heute noch Magnetkonten-Computer verkaufen, wenn sie sich vor dreißig Jahren 100 Kilometer weiter südlich niedergelassen hätte.

Nun gehen die Villinger mit den Mannesmännern gemeinsam auf Anwender-Pirsch. Gelingt es ihnen mit der Serie 9000 nicht, eine ordentliche "Strecke" zu erlegen, so könnte es leicht passieren, daß auch die sonst so erfolgreichen Röhrenspezialisten in die Röhre gucken. J