Danish Handelsbanken "frisieren" ihre IBM:

Schwachstellen Detektor beschleunigt selbst Batch

30.05.1980

KOPENHAGEN (pi) - Die Kopenhagener "Handelsbanken", nach eigenen Angaben größtes kommerzielles Bankhaus in Dänemark, hatten in den letzten Jahren ein außerordentlich schnelles Wachstum der Datenverarbeitung zu verzeichnen. Installiert sind gegenwärtig drei IBM Systeme 3033. Die zusätzliche Installation eines Computer-Performance-Management-Systems Tesdata MS 88 deckte einige Schwachstellen in der IBM-Software auf.

Im Bemühen um die Ausweitung der Marktanteile, ist für die Kopenhagener Handelsbanken ein wesentlicher Faktor, den Kunden eine breite Palette von Dienstleistungen anzubieten. Im wesentlichen sind sie nur mit einem leistungsstarken und effizient arbeitenden Online-Dialogsystem möglich.

Bereits 1973 entschied sich das Top-Management der Handelsbanken für die Entwicklung eines solchen Systems.

Gravers Nilsen, verantwortlicher Manager der Abteilung technische Entwicklung, führt aus: "Ende 1973 begannen wir mit den ersten Analysen für dieses Projekt und im April 1976 war die erste Stufe installiert."

"Mitte 1978 war das Netzwerk soweit ausgebaut, daß 234 Zweigstellen über das ganze Land verteilt, mit seiner Hilfe die Eröffnung, Änderung und den Abschluß von Konten durchführen konnte, ebenso die Aktualisierung und Umsetzung von Wechselkursen, sowie das Alltagsgeschäft für die Bankkunden - Abbuchungen Überweisungen, Abbuchungen im Einzugsverfahren und Scheckkarten-Bearbeitung- um nur einige Beispiele zu nennen. Kurz: Die gesamte Skala des normalen Bankgeschäfts wurde abgedeckt. "

Zweigstellen-Netz voll IBM-orientiert

Das Zweigstellen-Netz der Handelsbanken ist vollständig IBM-orientiert.

Jede der 310 Zweigstellen ist über einen oder mehrere Terminal-Arbeitsplätze mit dem zentralen Rechenzentrum verbunden. Die Terminals (derzeit sind über 1300 innerhalb des Netzwerkes im Einsatz) sind IBM 3604 Bildschirm-Einheiten mit IBM 3610 Druckern. Im zentralen Rechner sind sie durch 169 IBM 3601 Steuereinheiten verbunden.

,,Bis 1978 arbeiteten wir mit zwei 158 und einer 169 Mainframe-Konfiguration. Anläßlich des Umzugs in unsere neue Zentrale installierten wir drei Systeme 3033", führt Herr Nilsen weiter aus, "zwei dieser Mainframes laufen unter MVS (dabei ist IMS im Einsatz), die verbleibende unter VM (mit APL und CMS)."

Alle stehen in erster Linie während des Tages für Online-Verarbeitung zur Verfügung. Updating und Batch-Verarbeitungsprozesse werden während der Nacht abgearbeitet. Alle Einheiten sind im Verbund zu- oder abschaftbar. Ein Rechner steht für Backup-Funktion und automatische Systemtests im Einsatz.

Ein Großteil des Erfolges bei der Implementierung dieser Systemlösung ist der sehr fortschrittlichen Haltung des Bank-Managements gegenüber einer umfassenden Computer-System-Kontrolle im Hause zuzuschreiben.

Herr Nilsen: "Wir erkannten schon zu Anfang, daß eine komplexe Online-Lösung ganz besonders sorgfältige Planung und Kontrolle benötigt." Zu diesem Zweck setzte die Bank eine ganze Skala von Software-Monitoren ein, darunter CUE, Resolve und RMF. Mit dem Ausbau des Systems und seiner wachsenden Komplexität wurde zunehmend deutlich, daß die auf reine Software-Meßmethoden beschränkte Systemkontrolle einige Schwachstellen aufweist. Es war unverkennbar, daß ein kontinuierlich arbeitendes Analyse- und Meßsystem für die Online-Installation notwendig war. Sie mußte ohne zusätzliche - doch recht große - Belastungen für das System durchgeführt werden können.

Nachdem eine ganze Reihe alternativer Lösungen geprüft waren, entschied sich Handelsbanken für den Kauf eines Computer-Performance-Management-Systems Tesdata MS 88.

"MS 88 kombiniert im Grunde Hardware- und Software-Meßmethoden. Es war absehbar - sowohl auf lange als auch auf kurze Sicht - wo überall ein solches Instrument Nutzenvorteile bringen würde."

Zusätzliche Ausgaben nicht zu rechtfertigen

Die Kurzzeit-Zielsetzung war eindeutig. Das Zweigstellen-Netzwerk nahm schnell an Bedeutung für die Arbeit der Bank zu. Man plante den Umzug des Rechenzentrums in neue Räumlichkeiten im Einzugsgebiet von Kopenhagen. Wie Herr Nilsen betont, löste diese Tatsache selbst schon eine ganze Reihe von Problemen aus:

"Wir wußten, das neue Rechenzentrum konnte nicht vor 18 Monaten fertiggestellt werden. In den bestehenden Räumlichkeiten wurde es eng. Der Bedarf an neuer Hardware-Ausstattung, um mit den wachsenden Arbeitsanforderungen fertig zu werden, wurde allmählich kritisch - auf der anderen Seite konnten wir zusätzliche Ausgaben in diesem Bereich auf gar keinen Fall rechtfertigen."

Hier setzte das MS-System positiv an. Die System-Kontrollmöglichkeiten wurden dadurch auf einen erheblich höheren Level gebracht. Das MS-System ergänzte nicht nur die bereits vorhandenen Kontrollinstrumente sondern gab darüber hinaus ein differenziertes und vollständiges Bild über die Auslastung der Ressource, vor allen Dingen Input-/Output-Engpässe in den drei Hauptbereichen Hardware, Operations und Management.

Um die durch das System MS 88 gebotenen Möglichkeiten voll auszunutzen, bildete die Handelsbanken ein Zwei-Mann-Team, das sich mit der Kapazitätsplanung und der Leistungsmessung beschäftigte.

"Das Team - Klaus Lemvigh und Idar Andersen - investierte allerdings nur einen Teil ihrer Arbeitskraft in dieses Aufgabengebiet", erläutert Gravers Nilsen. MS 88 stellt ein umfassendes Datenmaterial in einer solchen Bandbreite von Auswertungen zur Verfügung.

Die Zusatzkapazitäten, die im neuen Rechenzentrum durch den Einsatz der drei Systeme 3033 zur Verfügung standen (insgesamt 22 Mega-Byte Speicherkapazität), schienen auf den ersten Blick mehr als ausreichend für die gesamten Anforderungen.

Mit fortschreitender Einsatzzeit allerdings wurde klar, daß längst nicht alles zum besten lief. So fiel die Entscheidung, den Einsatzbereich des MS 88 Performance-Management-Systems zu erweitern.

Schwachstellen tun sich auf

Kaum war diese erweiterte Systemlösung im Einsatz, trat eine ganze Reihe offensichtlicher Schwachstellen quer durch die gesamte Konfiguration zutage.

Gravers Nilsen: "Ich glaube, wir alle waren ziemlich erstaunt über den Umfang der Problemansätze, die nun sichtbar waren. Sie reichten von einem klaren Fehler in der IBM-Software bis zu kleineren Schwächen, die zu Lasten unserer eigenen Programmierer gingen."

Die Schwachstelle in der IBM-Software, die ausfindig gemacht werden konnte, war ein potentieller, sehr gravierender Kostenfaktor - das hatten Anwender vergleichbarer Konfigurationen bereits feststellen müssen.

Aus dem Berichtswesen, das das MS-System über einen längeren Zeitraum zusammenstellte, ging hervor daß über eine der CTC-Schaltungen zwischen den Rechnern ein Kanal mit einer Mittelwertauslastung von 60 Prozent lief und der andere mit nur einem Prozent.

"Nach ernsten Gesprächen mit IBM nahmen sie die nötige Veränderung an ihrer Software vor."

Unerwartete Nutzeffekte

Nachdem in dem sehr ausgedehnten I-/O-Subsystem der Konfiguration die Kanalaktivitäten ausgeglichen arbeiteten, stellte sich heraus, daß dadurch eine Reihe unerwarteter Nutzeffekte resultierte; so konnten etwa die regelmäßigen Batch-Verarbeitungsläufe, die bei Nacht abgewickelt wurden, in nur fünf Stunden durchgezogen werden - gegenüber zuvor mehr als sechs Stunden.

Das MS-System ist daneben auch für reine Monitor- und Meßfunktionen eingesetzt. Es bestimmt damit den gezielten Einsatz von einem oder mehreren derjenigen Software-Monitore bei den Handelsbanken, um außergewöhnliche Zustände der Systembelastung zu untersuchen.

Ein Beispiel dafür sind hohe Paging-Pegel.

Das System mißt kontinuierlich den Paging-Level. Wenn ein vorher bestimmtes Limit überschritten wird, zeigt die MS-Display-Einheit dem Operator unmittelbar an, daß etwas geschehen muß; der Operator entscheidet dann, ob Resolve zum Einsatz kommt, um den Paging-Prozeß näher zu untersuchen.

Alles in allem beweist die Lösung bei der Handelsbanken, daß es durch den Einsatz einer ganzen Reihe von Instrumenten möglich ist, den Betrieb einer komplexen Online-Lösung durch konsequentes Performance-Management zu perfektionieren.

Die Rohinformationen, die mit Hilfe der Software-Monitore generiert werden und die sehr viel ausgefeilteren Informationen, die das MS-System liefert, stellen dem Management auf allen Ebenen einen vollständigen und aktuellen Überblick über die Qualität der gesamter Datenverarbeitung zur Verfügung.