Umsatzziel wird im laufenden Quartal deutlich verfehlt

Schwache US-Konjunktur trifft Sun besonders hart

02.03.2001
MÜNCHEN (CW) - Sun wird die Umsatz- und Gewinnerwartungen für das laufende Quartal deutlich verfehlen und macht dafür die sich abschwächende US-Wirtschaft verantwortlich. Andere Server-Hersteller sind davon nicht so stark betroffen.

Statt der von Analysten prognostizierten 5,25 Milliarden Dollar Umsatz erwartet der Unix-Server-Hersteller Sun Microsystems Inc., Palo Alto, für das laufende Quartal nur noch rund 4,5 Milliarden Dollar beziehungsweise ein Wachstum von zehn bis 13 Prozent. Im Vorjahr gab es im Vergleichszeitraum ein Plus von immerhin 35 Prozent. "Glauben Sie mir - es ist die US-Konjunktur", begründet Finanzchef Ed Zander den Einbruch.

Kaum ein Server-Anbieter hängt so sehr vom US-Geschäft ab wie Sun. "51 Prozent unseres Umsatzes machen wir in den USA", veranschaulicht Martin Häring, Marketing-Leiter bei Sun in Deutschland, das Problem. Zum Vergleich: Von den 13,7 Milliarden Dollar Umsatz, die die IBM laut Dataquest im Kalenderjahr 2000 weltweit durch Server-Verkäufe erzielt hat, stammen 4,7 Milliarden aus ihrem Heimatland - nur etwa 34 Prozent. Ähnlich sieht es bei Hewlett-Packard aus, das 31 Prozent seiner Einnahmen in den USA erzielt.

Darüber hinaus ist Sun besonders von der Dotcom-Krise betroffen. Startup-Unternehmen der New Economy setzen die Rechner des Hersteller besonders gern für Internet-Zwecke ein. Doch auch auf Käufer der Softwarevon New-Economy-Unternehmen hat sich Sun stark konzentriert und seine Rechner für moderne Highend-Anwendungen wie von Broadvision, Siebel, Commerce One und Ariba empfohlen. Mit dem Rückgang der Euphorie rund um diese Unternehmen und Anwendungen sinkt auch der Server-Umsatz. Zander weist allerdings darauf hin, dass Sun den Einbruch vieler Dotcoms und die Einsparungen der Telekommunikations-Unternehmen, in denen Sun ebenfalls sehr stark vertreten ist, noch hätte kompensieren können. Das Problem sei aber, dass auch die meisten anderen Firmen merklich weniger ausgeben.

Um Geld zu sparen, können Unternehmen nach Ansicht der Meta Group zum Beispiel ihre bestehenden Rechnersysteme stärker belasten. Bisher würden die Server bei rund 50 Prozent Auslastung betrieben, so die Analysten. Diese Quote ließe sich leicht auf 65 bis 70 Prozent hochschrauben, was die Beschaffung neuer Hardware selbst beim Einsatz zusätzlicher Anwendungen überflüssig machen oder zumindest den Bedarf reduzieren würde.

Eine weitere Schwierigkeit ist Suns Produktportfolio im Highend. Dort steht das Unternehmen starker Konkurrenz gegenüber. Ende vergangenen Jahres hat Hewlett-Packard (HP) mit der Auslieferung seiner "Superdome"- Systeme begonnen. Obwohl die Verkäufe nicht so schnell angelaufen sind, wie sich HP das vorgestellt hatte, ist Frederic Glaser, Marketing-Leiter für HP9000 in Deutschland, mit den jüngsten Zahlen sehr zufrieden. 42 Prozent der Superdome-Rechner seien in Europa ausgeliefert worden. Im zweiten Fiskaljahr, das von Februar bis April läuft, rechnet er mit dem Verkauf von 50 Systemen. Auch bei IBM registrieren die Vertriebler eine gute Nachfrage im Highend. Insbesondere im vierten Quartal ist der Verkauf von RS/6000-S80-Rechnern stark gestiegen. Über alle Unix-Server hinweg konnte IBM den Umsatz im vierten Quartal gegenüber dem Vorjahr fast um die Hälfte steigern. Erst vor kurzem haben die Armonker den dreitausendsten S80-Server ausgeliefert. Compaq konnte dagegen die Nachfrage nach dem Highend-Modell GS320 wegen Lieferschwierigkeiten nicht befriedigen - erklärt der deutsche Pressesprecher Herbert Wenk. Trotzdem hat das Unternehmen damit im letzten Jahr 800 Millionen Dollar verdient.

In diesem Segment bietet Sun zurzeit nur alte Technologie. Während die S80 rund 15 Monate im Markt, die GS320 rund ein dreiviertel Jahr alt und die Superdome nagelneu ist, blickt Suns Highend-Server E10000 auf eine rund vier Jahre dauernde Geschichte zurück. Die neuen Ultrasparc-III-Prozessoren werden bislang auschließlich in Lowend- und Midrange-Servern angeboten. Nach anfänglichen Schwierigkeiten produziert der Hersteller nun die geplanten Mengen. "Wir haben bei den Ultrasparc-III-Maschinen keine Lieferschwierigkeiten", dementiert Sun-Marketier Häring Fertigungsprobleme.

Warten auf Ultrasparc IIIDass die Wartezeit auf die Maschine auch heute noch hoch sei, liege an den noch nicht ausgeführten Bestellungen, die Ende letzten Jahres aufgelaufen wären. Dieser Backlog werde aber im März abgebaut sein. Planmäßig würden auch die Highend-Server mit dem neuen Chip in den Markt gebracht - aber erst im dritten Quartal dieses Jahres. Auswirkungen auf den Umsatz scheint die Technik aber nicht zu haben. Zumindest spiegeln sich diese nicht in den Verkaufszahlen im vierten Quartal wider, stellt Gartner-Analyst Adrian O''Connell fest: "Das Warten auf den Ultrasparc III hat die Umsätze im vierten Quartal nicht erkennbar beeinflusst - Sun ist immer noch Marktführer."

Wie sich die Einführung der neuen Systeme auswirken wird, darüber mag Sun nicht spekulieren. Selbst für das vierte Geschäftsjahresquartal wagt Finanzchef Zander keine Prognose. Für das laufende Quartal geht er aber neben dem gesunkenen Umsatz von einem Gewinnrückgang auf sieben bis neun Cent pro Aktie aus. Analysten hatten 15 Cent erwartet.

Abb: Verkaufte Server-Systeme

Nach der Zahl verkaufter Server-Systeme - ag Compaq mit über einer Million weltweit im Jahr 2000 an erster Stelle - vor IBM mit rund 660000, hat Dataquest ermittelt. Allerdings profitiert Compaq von der hohen Zahl verkaufter PC-Server. Bei Umsätzen sieht das ganz anders aus. IBM verdiente mit Servern 13,7 Milliarden Dollar. Platz zwei hält Sun mit Einnahmen von 9,7 Milliarden Dollar, und auf den Plätzen drei und vier folgen Compaq (8,6 Milliarden) und Hewlett-Packard (7,2 Milliarden). Dabei wurden alle Plattformen berücksichtigt - von Windows NT bis zum Mainframe. Quelle: Gartner Dataquest