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Schwache Quartalszahlen bei Amazon.com

27.04.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der weltgrößte Internet-Einzelhändler Amazon.com hat im ersten Quartal 2005 wegen großzügiger Versand-Rabatte und hoher Steuerzahlungen einen Gewinneinbruch von 30 Prozent erlitten. Der Überschuss lag bei 78 Millionen Dollar nach 111 Millionen Dollar ein Jahr zuvor. Der Umsatz stieg dagegen um 24 Prozent auf 1,9 Milliarden Dollar, wie das US-Unternehmen am Dienstag nach Börsenschluss mitteilte.

Als besonders kostspielig erwies sich in dem Quartal die Einführung des Abo-Dienstes "Amazon Prime" in den USA, bei dem Mitglieder für die Einmalzahlung von 79 Dollar ein Jahr lang alle Käufe portofrei geliefert bekommen. Die Belastung durch Versand- Rabatte habe 55 Millionen Dollar betragen, sagte Finanzchef Tom Szhutak. Amazon betonte aber, die Maßnahmen seien extrem wichtig für die Kundenbindung. "Wir haben vor allem eine starke Nutzung von Amazon Prime bei Elektrogeräten, Werkzeug sowie Küchen- und Gesundheitsartikeln verzeichnet", sagte Amazon-Gründer Jeff Bezos.

Mit dem Ergebnis sieht Amazon die eigenen Erwartungen weitgehend bestätigt. "Aus Unternehmenssicht hatten wir ein sehr erfolgreiches, solides Quartal", sagte Deutschland-Chef Ralf Kleber. Das Ergebnis wurde auch durch einen Steueraufwand in Höhe von 56 Millionen Dollar belastet. Im Vorjahresquartal hatte es dagegen eine Steuergutschrift von zwei Millionen Dollar gegeben. Das operative Ergebnis ging um zwei Prozent auf 108 Millionen Dollar zurück.

In seinem Hauptmarkt Nordamerika steigerte Amazon den Umsatz um 21 Prozent auf 1,03 Milliarden Dollar. Das internationale Geschäft (Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Japan, China) legte um 28 Prozent auf 875 Millionen Dollar zu. "Bei einem Wachstum von 28 Prozent braucht man sich nicht zu verstecken", erklärte Kleber. Das internationale Geschäft sei vor allem durch Umsätze in Deutschland, Großbritannien und Japan getrieben worden.

Für das laufende zweite Quartal erwartet Amazon einen Umsatzzuwachs von 21 bis 32 Prozent auf bis zu 1,82 Milliarden Dollar. Im Gesamtjahr wird mit einem Plus von 18 bis 25 Prozent auf bis zu 8,67 Milliarden Dollar gerechnet. Die Gewinne stehen weiter unter Druck: Im zweiten Quartal soll das operative Ergebnis 50 bis 80 Millionen Dollar betragen, was im Jahresvergleich einem Rückgang von sieben bis 42 Prozent entspricht. Bis Jahresende rechnet Amazon mit einem operativen Gewinn von 395 bis 510 Millionen Dollar - eine Spanne zwischen einem Minus von zehn und einem Plus von 16 Prozent.

Amazon hat 49 Millionen aktive Kunden. In den vergangenen Monaten investierte das Unternehmen hohe Summen in Technologie und Entwicklung, um sich im Wettbewerb zu behaupten. Auch mit der Erweiterung seiner Produktpalette ungeachtet geringerer Margen in manchen Segmenten versucht das Unternehmen, das Angebot attraktiver zu gestalten. Waren wie Elektroartikel, Spielwaren oder Haushaltsgeräte machten inzwischen 25 Prozent der Erlöse aus. Vor einem Jahr lag der Anteil noch bei 22 Prozent. Nach wie vor dominieren jedoch Bücher, CDs und DVDs.

Die Amazon-Aktie fiel nachbörslich um mehr als fünf Dollar von dem Schlusskurs von 32,71 Dollar. In den vergangenen zwölf Monaten verlor die Aktie rund 29 Prozent an Wert, da die Anleger mit der schwachen Gewinnentwicklung unzufrieden sind. (dpa/tc)