Ex-Hacker Gunnar Porada

"Schutz im Internet kann man vergessen"

06.03.2009

Opfer ohne es zu wissen

Viele Firmen sind bezüglich des Sicherheitsthemas sehr nachlässig. Das liegt auch daran, dass sie - und das gilt natürlich auch für Privatpersonen - es gar nicht mehr merken, dass sie schon längst Opfer einer Hackerattacke geworden sind. Man sieht heutzutage einfach nicht mehr, ob man angegriffen worden ist oder nicht. Die Möglichkeiten, seine Spuren in der IT-Welt zu verschleiern, sind enorm. Der Effekt ist, dass sich Menschen in trügerischer Sicherheit wiegen, denn es ist ja nichts passiert. Das aber ist ein großer Trugschluss. Es gibt heutzutage definitiv Möglichkeiten, Cyber-Angriffe zu starten, die keine Spuren hinterlassen. Da können Sie nichts nachvollziehen, geschweige denn beweisen. Das ist eine sehr gefährliche Sache.

CW: Apropos Cyber-War: So, wie es aussieht, sind herkömmliche Waffen, egal ob Atombomben, Panzer oder sonst was hoffnungslos veraltet. Mit Cyber-War kann man doch sehr anonym, sehr effizient und sehr elegant ein komplettes Wirtschaftssystem in die Knie zwingen.

Porada: Ja, das stimmt und das wissen die Regierungen auch. Deshalb werden ja solche Cyber-Spezialisten ausgebildet. Aber man muss auch sagen: Es ist alles andere als leicht, solche Leute zu finden und auszubilden. Da Know-how aufzubauen, ist ein sehr komplexes Thema. Es ist einfacher, jemanden an der Waffe auszubilden und den dann über die Grenze zu schicken, damit er so viele Menschen wie möglich tötet, als Spezialisten zu Cyber-Wariors auszubilden. Solche Leute müssen sich ständig auf dem Laufenden halten zu den neuesten Techniken.

Und ja, es ist absolut richtig: Man kann komplette Länder ausschalten mit Cyber-Attacken. Es gab in den USA den Fall, dass 52 Millionen Menschen einen Stromausfall erlitten. Grund: Eine Cyber-Attacke. Es lag die Vermutung nahe, dass Chinesen sich eingehackt hatten, um die Stromversorgung zu unterbrechen, um zu testen, wie weit sie gehen können. Die Vernetzung der Systeme in der Welt ist ja schon soweit vorangeschritten, dass man hier das Schlimmste befürchten muss. Da stehen einem die Haare zu Berge.