Karriereratgeber

Schummeln zahlt sich nicht aus

21.10.2009
Bewerber sind verunsichert, wie sie sich in Gehaltsverhandlungen verhalten sollen.

Ein Leser des Online-Forums möchte wissen, ob man bei Gehaltsverhandlungen schummeln darf. Sollte man in Zeiten wie diesen sein früheres Gehalt niedriger angeben, um die Einstellungschancen zu erhöhen?

Personalberaterin Hildegard Freund antwortet: "Wenn jemand seinen Job verloren hat und für eine neue Stelle bereit ist, am Gehalt gewisse Abstriche zu machen, wird das durchaus als legitim verstanden und akzeptiert, wenn der Unterschied nicht zu krass ist.

Ein Bewerber, der sich aus einer "sicheren" Position heraus verändert und erklärt, er sei auch bereit, für weniger Geld zu arbeiten, muss in der Lage sein, diese Aussage mit absolut stichhaltigen Argumenten zu unterlegen.

Gehaltsthemen sind erfahrungsgemäß sehr sensible und vertrauliche Bestandteile des Einstellungsprozesses. Damit nicht ehrlich umzugehen, zahlt sich auf Dauer bestimmt nicht aus. Mit ehrlichem Umgang meine ich aber nicht nur die Angaben, die gegenüber dem potenziellen Arbeitgeber gemacht werden. Was ich ebenso damit meine, ist die realistische Einschätzung sich selbst gegenüber: Was muss ich verdienen - wie viel Spielraum kann ich mir geben, wo liegt meine Schmerzgrenze?

Untere Grenze festlegen

Fragen zum Gehalt, die man sich im Vorfeld eines Einstellungsgesprächs selber stellen sollte, sind: Was ist mir diesbezüglich wichtig, worauf lege ich großen Wert, worauf kann ich gegebenenfalls auch verzichten?

Dieses Thema kocht bei meinen Kandidaten derzeit häufig hoch: Der Bewerber hat ein solides Fixgehalt, zusätzlich wurde noch ein Bonus bezogen auf individuell vereinbarte Ziele gezahlt, dann eventuell noch ein Firmenwagen und innerbetriebliche Zusatzleistungen - das alles stellt oft ein Paket dar, das der neue Arbeitgeber nicht bieten kann. Also erst einmal "runterstricken" und die untere Grenze festlegen - "schummeln" würde ich das in diesem Falle nicht nennen.

Unternehmen stellen nicht gerne jemanden ein, der zu einem niedrigeren Gehalt als seinem bisherigem einsteigt. Zweifel drängen sich auf, ob der neue Stelleninhaber denn auch längerfristig engagiert bleibt oder ob er bei nächster Gelegenheit irgendwohin wechselt, wo ein höheres Salär winkt. Diese Frage ist aus Arbeitgeber-Sicht nicht ganz unberechtigt.

Es kommt sicher auch auf die geschickte Formulierung des Bewerbers im Gespräch an. Ich als Kandidat würde nicht sagen: "Ich verdiene zwar momentan mehr, bin aber auch gerne bereit bei Ihnen für weniger Geld zu arbeiten." Da fragt sich jeder, was da wohl dahinter stecken könnte.

Bei der Frage nach der konkreten Gehaltsvorstellung würde ich die Größe nennen, die mir für diese Position als realistisch und für mich angemessen erscheint. Sollte diese Summe etwas unter meinem bisherigen Gehalt liegen, würde ich das, wenn im Gespräch die Rede darauf kommt, auch offen sagen, ohne unbedingt konkrete Zahlen zu nennen.

Wenn man hier glaubhaft schildern kann, dass die neue Aufgabe eine spannende Herausforderung darstellt und dass man sich mit dem Unternehmen und den Produkten identifizieren kann, rückt das Gehalt nicht an die vorderste Stelle."