Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung:

Schulweg-Optimierung entlastet Steuersäckl

15.04.1983

Welche Möglichkeiten gibt es, den ständig steigenden Kosten beim Einsatz von Schulbussen zu begegnen, ohne das Leistungsangebot zu vermindern? Ein in der Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung (GMD) entwickeltes Computerprogramm soll helfen, dieses Problem optimal zu lösen. Das im Institut für Mathematik der GMD erarbeitete Programmsystem TOP (Transport-Optimierungs-Programm) ermöglicht eine Routenberechnung, wonach ein Schulbezirk unter Benutzung einer möglichst geringen Anzahl von Bussen versorgt werden kann.

Entsprechend der Entwicklung in den letzten Jahren stellt der Schülerverkehr im Rahmen des gesamten öffentlichen Personennahverkehrs einen nicht unbeträchtlichen Anteil dar. Die Belastung des Steuerzahlers für Schulbusse und Fahrgeldübernahme betrug bereits im Jahre 1977 1,2 Milliarden Mark. In einer Studie über die Wirtschaftlichkeit des Schülerverkehrs in ländlichen Regionen der Bundesrepublik Deutschland wurde festgestellt, daß nicht die Anzahl der gefahrenen Kilometer den entscheidenden Kostenfaktor darstellt, sondern vielmehr die Anzahl der zum Einsatz gelangenden Busse. Maßnahmen zur Kostensenkung müssen daher auf die Verringerung der Anzahl der eingesetzten Busse gerichtet sein. Dies wird bereits durch gezielte Änderungen der zum Einsatz kommenden Buskapazitäten oder durch geeignete Verlagerungen von Haltestellen erreicht, ohne daß dabei die angebotene Leistung vermindert werden muß.

Gemäß einem gleichfalls in der Studie über die Wirtschaftlichkeit des Schülerverkehrs veröffentlichten Ergebnis einer bei den Kultusministerien der Bundesländer durchgeführten Umfrage erfolgt bei diesen fast keine Unterstützung durch Datenverarbeitung.

Eine DV-gestützte Einsatzplanung ermöglicht es jetzt, alternative Streckenführungen systematisch hinsichtlich der Anzahl der benötigten Busse zu bewerten. Ein in der Studie angeführtes Beispiel läßt die Wirksamkeit einer Analyse des Einsatzplans besonders deutlich erkennen: Ein Schulkreis, der in der Praxis mit 22 Bussen versorgt wurde, hätte nach Modifikation der Streckenführungen bereits mit 14 Bussen desselben Busparks versorgt werden können.

Die Forderung nach der Minimierung der Anzahl von Fahrzeugen, die zur Versorgung eines Streckennetzes benötigt werden, unterstreicht die Bedeutung dieser speziellen Zielfunktion im Rahmen der bisher üblichen Transportprobleme, bei denen Fragen der Strecken beziehungsweise Zeitoptimierung im Vordergrund stehen. Die mit der Busminimierung angesprochene Problemstellung ist grundsätzlich anders geartet als diejenige der Strecken- beziehungsweise Zeitoptimierung. Auf Streckenoptimierung angelegte DV-Programme können somit nicht zur Optimierung der beschriebenen Zielfunktion verwendet werden.

TOP-Produkt einer Kooperation

Das im Institut für Mathematik der GMD entwickelte Programmsystem TOP wurde in Zusammenarbeit mit der Carleton Universität in Ottawa, Kanada, erstellt.

Die GMD präsentiert das Transport-Optimierungs-Programm TOP auf dem Innovationsmarkt der Hannover-Messe 1983 am Gemeinschaftsstand der Arbeitsgemeinschaft der Großforschungseinrichtungen in Halle 7. Darüber hinaus ist die GMD in den CeBIT-Hallen mit den Exponaten Mikrocomputer für die Schule, Rastermail -----ne prototypische Benutzerschnittstelle für die Bürokommunikation - und Validation und Zertifikation von Compilern vertreten.

Informationen: Halle 7, Stand 912-1212/921-1221, Halle 3, Stand 1301