Schulbank statt Pult

22.01.2001
Verena Zimmer, 27, wollte nach dem zweiten Staatsexamen als Lehrerin selbst vor einer Klasse stehen und unterrichten. Aber es kam anders. Für ein dreimonatiges Trainee-Programm hieß es für sie: selbst noch einmal zurück auf die Schulbank.

“Eigentlich hat der große Zufall ziemlich nachgeholfen. Nach meinem zweiten Examen für das Lehramt der Primarstufe sah die Einstellungssituation für Grundschullehrerinnen in Nordrhein-Westfalen sehr schlecht aus. Also entschloss ich mich fürs Weiterstudieren. Als Magisterstudienfächer wählte ich Erziehungswissenschaften und Informatik. Um mir das Studium zu finanzieren, suchte ich im Internet einen Nebenjob.

Verena Zimmer
Verena Zimmer

Bei Infopark in Berlin war eine Stelle ausgeschrieben, und im April 2000 begann ich meine Tätigkeit am Empfang. Anfangs arbeitete ich nur dort, aber mit der Zeit konnte ich auch beim Support zusehen und etwas von der Arbeitsweise mitbekommen.

Schritt für Schritt näherte ich mich dem technischen Bereich. Später hatte ich Gelegenheit, die Projektarbeit kennen zu lernen. Interessiert haben mich Technik und Computer schon immer, allerdings hatte ich in der Schulzeit noch keinen rechten Zugang zu diesen Themen. Schließlich bot sich die Möglichkeit, Anfang Oktober bei Infopark gemeinsam mit acht anderen Bewerbern an einem dreimonatigen Trainee-Programm teilzunehmen. Ich gehörte zur dritten Trainee-Gruppe, die Infopark ausbildete. Den Direkteinstieg hätte ich nach zwei Semestern Magisterstudium sicher nicht geschafft, das wäre zu schwierig gewesen. Aber das kompakte Training war optimal.

In den ersten Wochen bekamen wir Schulungen in Linux, Unix, Oracle, Sybase, Skriptsprachen wie Perl oder Tcl und natürlich ein intensives Training im Kernprodukt von Infopark NPS (Network Productivity System). In den ersten zwei Monaten stand sehr viel theoretisches Grundlagenwissen auf dem Lehrplan. Im dritten Monat arbeiteten wir schon in kleinen Teams an einem Demo-Projekt, das unsere künftigen Aufgaben widerspiegelte. Für mich ist das Trainee-Programm ein guter Kompromiss: Zwar musste ich in den zurückliegenden Monaten viel lernen und auch so manches Wochenende am Schreibtisch verbringen, aber die Anstrengungen haben sich gelohnt.

Mir macht das Lernen Spaß, ich bekomme eine fundierte Ausbildung in relativ kurzer Zeit und anschließend eine optimale berufliche Chance. Im Vergleich dazu war für mich ein zweiter Studienabschluss nicht so wichtig. Seit Januar arbeite ich zusammen mit erfahrenen Beratern in den ersten Projekten mit. Aber so ganz umsonst ist mein Lehramtsstudium nicht: Als Consultant kann ich meine kommunikativen Fähigkeiten für die zwischenmenschliche Seite der Projektarbeit, für die Teamarbeit und den Kundenkontakt gut gebrauchen. Hier habe ich keinen Nachholbedarf.”