Wie müssen Büros und Arbeitsplätze in Zukunft aussehen, damit sie die Produktivität fördern? Antworten auf diese Frage suchte die Euroforum-Tagung "Future Workplace & Office" in Berlin. Konsens herrschte darüber, dass vor allem die Rahmenbedingungen stimmen und die Unternehmen flexibel und familienfreundlich sein müssen.
"Jüngere Arbeitnehmer haben klare Vorstellungen über ihr Arbeitsleben: Sie wollen Social Media nutzen und von zu Hause oder unterwegs arbeiten", stellte Professor Wilhelm Bauer zur Eröffnung der Tagung fest. Der Leiter des Fraunhofer Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO zitierte aus einer Microsoft-Studie: Flexibel wollen Arbeitnehmer sein, um Kinder und ältere Verwandte, aber auch um Haustiere zu versorgen. 85 Prozent der Befragten sind überzeugt, dass eine gelebte Work-Life-Balance Statussymbol werde. Eine gute Arbeitsausstattung und -umgebung seien wichtige Faktor bei der Arbeitgeberwahl, so eine Umfrage der Jobbörse Stepstone. Bauer betonte, dass Arbeitsplätze dem Individuum angepasst werden müssten und nicht umgekehrt. Im Anschluss gaben Unternehmen wie Vodafone, Adidas oder Unilever Einblick in ihre Versuche, den idealen Arbeitsplatz zu schaffen, sei es durch einen Neubau oder durch ein flexibles Arbeitskonzept.
Vodafone fördert Home Office
Ulrich Kerber, der bislang den Campus-Neubau des TK-Anbieters Vodafone betreut hat, stellte das Arbeitsplatzkonzept "Walk the talk" vor. Das neue Campusgebäude in Düsseldorf, das im Dezember 2012 fertig sein wird, hat 18 Vollgeschosse auf einer Baugrundfläche von rund 85.000 Quadratmetern. Für 5500 Mitarbeiter stehen 4600 Arbeitsplätze zur Verfügung, da flexibles Arbeiten von zu Hause weiter ausgebaut werde, so Kerber.
'Zudem gibt es ein Mitarbeiterrestaurant mit 1.200 Sitzplätzen, Cafés und eine Sky Lounge, aber auch eine Kinderkrippe, ein medizinisches Center, einen Fitnessbereich, Copy Shops und eine Reinigung. Um der internationalen Belegschaft mit unterschiedlichen Religionen gerecht zu werden, wird ein Raum der Stille geschaffen. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor war laut Kerber, die Mitarbeiter früh in die Konzeption und Umsetzung einzubeziehen. So Konnten die Mitarbeiter in der Bauphase das Gebäude besichtigen, ein Film informierte über den Baufortschritt. Auch die IT-Ausstattung ist auf hohem Niveau geplant: LAN-Ports für alle Arbeitsplätze, 100 Prozent WLAN, LTE-Netzabdeckung, Voice over IP und Smartphones für alle.
- Neue Bürowelt
Mitarbeiter sollen heute den Arbeitsplatz frei wählen und sich in offenen Räumen vernetzen. Accenture ( hier im Bild), Siemens und Telefónica praktizieren schon heute eine flexible Arbeitskultur. - Accenture
Große Glasfassaden, Ruhezonen, Besprechungsräume mit Telepresence und weite Flächen bestimmen das Bild. - Accenture
Wände, Vorhänge und Stühle sind je nach Stockwerk in bunten Farbtönen gehalten. Freihängende oder stehende Wände und Deckenpaneele absorbieren die Geräusche. - Accenture
Auf den Schreibtischen befinden sich lediglich Telefone und Netzwerkkabel. Wer mehrere Tage im Gebäude ist, kann seine Utensilien in Schließfächern verstauen. - Siemens
Die Herausforderungen, die sich durch das "Siemens Office" ergeben, sind gewaltig: Etwa 140.000 Arbeitplätze werden über die kommenden Jahre umgestaltet. - Siemens
Unter "Siemens Office" versteht der Konzern fünf Kernelemente: mobile Working, Work-Life-Integration, mobile IT, offene Bürolandschaften und die freie Arbeitsplatzwahl. - Siemens
Zur offenen Bürolandschaft gehören weite Räume und "Think Tanks", die durch Glaswände abgetrennt sind und für Besprechungen oder längere Telefonate genutzt werden. Als Raumteiler dienen Bambusstäbe und Pflanzen. - Siemens
Spezielle "Meet-and-Talk"-Bereiche sind für Gespräche und Telefonate vorgesehen. - Telefónica
Auch Telefónica erprobt gerade ein neues Bürokonzept. - Telefónica
Um das Zwischenergebnis zu begutachten, muss man mit dem Fahrstuhl 36 Stockwerke nach oben fahren, denn eines der drei Pilotprojekte befindet sich im "Uptown München", dem höchsten Gebäude der Stadt. - Telefónica
Die Bürofläche ist in verschiedene Zonen eingeteilt: Erst betritt man eine große Lounge, dann verschiedene Arbeitsbereiche. Im Inneren des Bürokomplexes sind verschiedene Besprechungsräume und Fokus-Boxen, in die sich die Angestellten für Gespräche zurückziehen. - Telefónica
Der Laptop wird am Schreibtisch per USB-Dockingstation an das Firmennetz angeschlossen, ansonsten ist alles mit WLAN ausgeleuchtet, um Bewegungsfreiheit zu haben.