Schnüffelsoftware spioniert PC-Anwender aus

01.07.2004
Von Martin Seiler

Schlüsselwörtern aktiv werden.

Die Programme können zumeist völlig unsichtbar im Hintergrund laufen, so dass das Opfer bis auf eine etwas längere Antwortzeit seines Rechners nichts von der Überwachung merkt. Die gesammelten Daten können entweder automatisch per E-Mail versendet oder aber über das lokale Netz auf einem Server gespeichert werden, von wo aus sich dann Auswertungen starten und umfassende Reports erstellen lassen. Auf Wunsch blenden Produkte wie etwa Actmon Fenster ein, die den PC-Benutzer auf die Überwachung hinweisen - eine Funktion, die besonders beim offiziellen Einsatz in Unternehmen interessant sein dürfte.

Orvell, Spector und Winston sind über das in Saarbrücken ansässige Unternehmen Protectcom erhältlich. Dessen Geschäftsführer Carsten Rau nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn er über die Produkte spricht: "Überwachungssoftware hat sich etabliert, und wir haben kein Problem damit, deutlich zu sagen, was unsere Software tut".

Der Erfolg des Unternehmens scheint ihm Recht zu geben: Nachdem Protectcom im Jahr 2002 rund 7000 Lizenzen verkaufte, durften sich Rau und sein Team im darauf folgenden Jahr über eine Zunahme des Geschäfts um 75 Prozent freuen. Auch in diesem Jahr liege das Wachstum "im zweistelligen Bereich". Anrüchig ist die Spionagesoftware aus Sicht von Rau auch deshalb nicht, weil inzwischen neben Privatkunden immer mehr Unternehmen und Behörden derartige Tools kaufen und einsetzen.

Auch das Staatsarchiv Münster gehört zu den Kunden des Herstellers. In der Landesbehörde ist der "Webspy Analyzer" im Einsatz, um zu kontrollieren, welche Web-Seiten die Mitarbeiter besuchen. Wie Christian Wortmann, zuständig für die Netzwerkverwaltung und die Anwenderbetreuung, erzählt, wird jeden Monat das Surfverhalten von zwei nach dem Zufallsprinzip ausgewählten Mitarbeitern mit Hilfe des Tools untersucht. "Wir wollen nicht den Big Brother spielen, aber dennoch eine Möglichkeit der Kontrolle haben", erzählt der Spezialist, demzufolge die Überwachung "auf einem niedrigen Level" stattfindet. Der Einsatz der Software wurde den Mitarbeitern vorher mitgeteilt, außerdem sichert eine Dienstvereinbarung die Auswertung rechtlich ab.

Programme wie Orvell, Eblaster oder Actmon laden natürlich zu Missbrauch ein, was die Hersteller auch bereitwillig zugeben. Sie weisen auf ihren Internet-Seiten immer wieder darauf hin, dass hierzulande niemand ohne seine Zustimmung überwacht werden darf. Mathias Roth, Vice President von iOpus Software, dem Hersteller von Actmon, glaubt an die richtige Positionierung und verantwortungsvolle Werbung als ein Mittel, um Missbrauch vorzubeugen: "Wir sehen unsere Software vor allem als Werkzeug für Systemadministratoren und den technischen Support und bewerben sie auch entsprechend." Werbung im Stil von "Spionieren Sie Ihrem Gatten hinterher" sei für das Unternehmen daher tabu.