Schneller, teurer und komplizierter

11.03.1994

Sie sind schon zu bedauern, die Hub-Hersteller. Da bemuehen sich Heerscharen von Entwicklungsingenieuren in den Laboren um neue, schnellere Superhubs, die den Anwendern den Weg zu den bandbreitenfressenden Applikationen wie Multimedia ebnen sollen - und was macht die undankbare Anwendergemeinde? Sie noergelt und stellt die ketzerische Frage, wer denn das Ganze noch bezahlen soll.

Zugegeben, die technischen Features der neuen Hub-Generation klingen fuer den Technik-Freak bestechend, doch den Autor erinnern sie fatal an das PS-Geprotze der Autoindustrie in den achtziger Jahren: Schneller, teurer und komplizierter. Sicher, die Hochgeschwindigkeits-Backplane mit ATM hat ihren Reiz, doch wo sind die praktischen Anwendungen, die die hohen Investitionen in Zeiten knapper Kassen rechtfertigen? In bester Tradition der Konsumgueterindustrie scheint hier, von Bereichen wie der Medizin oder dem CAD mit vielen grafischen Daten einmal abgesehen, ein vorerst kuenstlicher Bedarf kreiert zu werden.

Und das viel beschworene Einsparungspotential durch Virtual Networking? Klingt in der Theorie einleuchtend - doch wie findet der Netzadministrator den Experten, der die ueberzuechteten High- Tech-Hubs bedienen kann? Wohl nur durch ein entsprechend hohes Gehalt - Einsparung also Fehlanzeige. Vielleicht sollten die Hub- Hersteller einmal das Beispiel der Autoindustrie genauer betrachten, die mit ihrer PS-Propaganda auf die Nase fiel, als die Japaner mit alltagsfaehigen 08/15-Autos kamen.

Auch die Networking-Gemeinde fiebert weniger nach Hub-Boliden, die vor Kraft strotzend in der Backplane langsam auf Licht- geschwindigkeit beschleunigen. Ganz bescheiden beschaeftigt sich die Netzszene mit so profanen Fragen wie der nach einem wirklich intelligenten Netz-Management, das die Hyper-Modelle wieder bedienbar macht.

Apropos Modellpolitik, hier ist wohl, wie das juengste Beispiel des Fusion-Konzeptes von Cisco zeigt, eher Konfusion statt klarer Migration angesagt. Denn geht es nach dem Willen der Hersteller, gehoeren die vor kurzem noch als State of the art gepriesenen Superhubs und Router 1995 bereits zum alten Eisen. Um in zu sein, investiert der modisch bewusste Anwender von morgen in den neuen Switch, die gelungene Kombination aus Hub und Router.