Herstellerorganisation Wimax plant Kompatibilitätslogo

Schneller Funkstandard für Metro-Bereich

25.04.2003
MÜNCHEN (CW) - In lokalen Netzen und Hotspots hat sich die Funktechnik mittlerweile etabliert. Als nächsten Schritt propagieren Hersteller und Standardisierungsgremien nun die schnurlose Übertragung gemäß IEEE 802.16 für den Bereich der Metropolitan Area Networks. Mit Transferraten von bis zu 134 Mbit/s könnten die Funknetze eine Alternative zu DSL auf der letzten Meile sein.

Die heute so populären Wireless LANs (WLANs), die auf den Standards der 802.11-Familie basieren, haben einen entscheidenden Nachteil: Ihre Reichweite ist lokal begrenzt, so dass in der Regel nur Entfernungen bis zu 300 Metern überbrückt werden können.

Ein Manko, das ein anderer Funkstandard nicht kennt: Die im Januar von der IEEE ratifizierte Norm 802.16a verspricht Reichweiten von fast 50 Kilometern bei Transfergeschwindigkeiten bis zu 70 Mbit/s. Zur Übertragung werden die Frequenzbereiche von 2 bis 11 Gigahertz genutzt. Mit dem größeren Bruder 802.16 sind sogar Transferraten von bis zu 134,4 Mbit/s realisierbar. Hierzu ist die Nutzung von Frequenzen zwischen 10 und 66 Gigahertz vorgesehen. Nachdem die neue Übertragungsnorm bislang nur in Fachkreisen bekannt war, will die von Nokia und anderen gegründete Organisation Wimax den Breitbandfunk mit großer Reichweite nun stärker öffentlich bewerben. Mit Intel und Proxim hat Wimax zudem zwei weitere prominente Mitstreiter gewonnen. Zudem möchten die an Wimax beteiligten Hersteller die Interoperabilität ihrer 802.16-Geräte später mit Zertifikaten gewährleisten. Letztlich hoffen die Anbieter, mit der Organisation die Erfolgsgeschichte der Wifi Alliance wiederholen zu können.

Diese herstellerübergreifende Einrichtung trug maßgeblich zum Erfolg der Wireless LANs bei, indem sie das Kompatibilitätslogo "Wifi certified" für 802.11-Produkte vergab. Analog zu dem erfolgreichen Vorbild soll künftig 802.16-kompatible Hardware das Siegel "Wimax certified" schmücken.

Killer für DSL?

Euphorisch schwärmt Margaret LaBrecque, Präsidentin der Wimax und Sprecherin von Intels Breitband-Wireless-Group, bereits davon, dass Carrier und Internet-Provider mit Hilfe von 802.16a-Produkten breitbandige Infrastrukuren um die Hälfte günstiger aufbauen könnten als mit klassischen Kupferkabeln. Angesichts dieser Äußerungen bezeichnen erste Marktbeobachter den neuen Funkstandard bereits als DSL-Killer.

Bis es so weit ist, dürfte es jedoch noch einige Zeit dauern. Erste 802.16a-kompatible Geräte mit Wimax-Zertifzierung kommen nämlich nicht vor Ende 2004 auf den Markt. Und selbst dann ist es fraglich, ob die Funktechnik anfangs eine große Alternative zu DSL- oder Kabelmodems ist: Im Gegensatz zu einer WLAN-Karte, die heute um die 50 Dollar kostet, dürften sich die ersten 802.16a-Produkte zum Empfang des breitbandigen Datenfunks in der Preisregion um 1000 Dollar bewegen. Und für eine 802.16a-Basisstation, die eine ähnliche Aufgabe hat wie heute ein Access Point im Wireless LAN, werden rund 10 000 Dollar veranschlagt.

Angesichts dieser Summen sehen andere Stimmen Wimax in erster Linie nicht als DSL-Ersatz auf der letzten Meile, sondern als eine Art Verteildienst, um etwa Hotspots mit breitbandigen Diensten zu versorgen. (hi)

Abb: Weltweite Funkstandards

Der Breitbandfunk 802.16 ergänzt die populären WLANs als Verteildienst im MAN-Bereich. Quelle: Wimax