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Schlumberger restrukturiert sein IT-Geschäft

11.12.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der US-amerikanische Mischkonzern Schlumberger Ltd. hat eine umfassende Restrukturierung seiner IT-Sparte angekündigt. Der Konzernbereich Test & Transactions, in dem bis dato die Aktivitäten des erst Anfang 2001 übernommenen IT-Dienstleisters Sema (Computerwoche online berichtete)sowie das eigene Smartcard-Geschäft zusammengefasst waren, wird wieder aufgespalten. Künftig werde sich eine neue Unit namens SchlumbergerSema um IT-Services für globale Kunden, vorwiegend im Energiesektor, kümmern. Das Smartcard-Business sowie der Vertrieb von Bankterminals, Billing-Software für Telecom-Provider und Lösungen für mobile Internet-Zugriffe solle getrennt davon operieren, teilte das Unternehmen mit. Für die

Restrukturierung, die mit einem Abbau von 1600 Arbeitsplätzem in den USA und in Europa einhergeht, seien Sonderaufwendungen in Höhe von 2,88 Milliarden Dollar fällig. Rund 2,6 Milliarden Dollar entfielen dabei auf Goodwill-Abschreibungen für den Kauf von Sema, der Rest seien „operative Kosten der genannten Maßnahmen“, hieß es weiter.

Mit der Ankündigung des Konzernumbaus und den milliardenschweren Abschreibungen zieht das Schlumberger-Management nun recht spät die Konsequenz aus dem überteuerten Kauf von Sema und dem extrem schwierigen Marktumfeld bei IT-Services und auch Smartcards. Viele Branchenbeobachter hatten schon im Februar 2001 den Preis von 5,2 Milliarden Dollar für Sema als „weit überzogen“ kritisiert. Erschwerend kam hinzu, dass sich der französische IT-Dienstleister vorher selbst durch Managementfehler in eine kritische Schieflage gebracht hatte. So hatte Sema erst im Jahr 2000 den deutsch-amerikanischen Billing-Spezialisten LHS für einen absoluten „Mondpreis“ von 4,7 Milliarden Dollar übernommen. Ein Segment, das kurze Zeit später angesichts der besonders dramatischen Krise im TK-Sektor gehörig unter die Räder kam und ohnehin nur einen Nischenmarkt darstellt. Gleichzeitig kämpft(e) Sema auch unter dem Dach von Schlumberger mit einem an

allen Ecken und Enden bröckelnden IT-Dienstleistungsgeschäft.

Schlumberger indes hatte Anfang 2001 parallel zum Sema-Kauf auch noch die damalige Bull-Tochter CP8 für rund 325 Millionen Dollar geschluckt - ein Unternehmen, das Chiplösungen speziell im Banken- und Telco-Sektor anbietet. Mit diesem Deal wollte man die eigene Smartcard-Division stärken, doch auch in diesem Marktsegment kämpfen derzeit alle führenden Anbieter, etwa Gemplus und Giesecke & Devrient, mit drastisch sinkenden Margen.

Gleichzeitig mit dem Großreinemachen im IT-Sektor kündigte Schlumberger auch noch die Entlassung von 1700 Mitarbeitern im Konzernbereich „WesternGeco“ an, der seismographische bzw. nautische Messgeräte herstellt. Insgesamt kommt es deshalb im laufenden vierten Quartal (Ende: 31. Dezember) zu Sonderabschreibungen in Höhe von 3,17 Milliarden Dollar. Inwieweit sich diese Belastungen auf das Ergebnis auswirken, teilte Schlumberger nicht mit. (gh)