CSC gilt als wichtigster Interessent für Teile der Sema Group

Schlumberger erwägt Verkauf des Outsourcing-Geschäfts

25.07.2003
MÜNCHEN (jha) - Der französisch-US-amerikanische Anbieter von Förderanlagen für die Öl- und Gasgewinnung Schlumberger will Teile seines IT-Dienstleisters Sema verkaufen. An einer Akquisition des Outsourcing-Geschäfts ist offenbar Computer Sciences Corp. (CSC) interessiert.

Schlumberger hatte die Sema Group im Februar 2001 im Rahmen eines weithin kritisierten Deals für 5,2 Milliarden Dollar geschluckt und sich seither mit bescheidenem Ergebnis bemüht, die Akquisition zu einem Erfolg zu machen. Die ursprüngliche Absicht des Ölfeld-Dienstleisters war es, die Wertschöpfungskette bei den eigenen Kunden zu verlängern und ihnen Geschäftsprozess- und IT-Dienstleistungen anzubieten. Das ist zum Teil auch gelungen, zudem schaffte es Sema unter dem Schlumberger-Dach, einige Neukunden aus der Energieversorgungs- und Ölbranche zu gewinnen. "Das ist aber auch die einzige Erfolgsgeschichte der Schlumberger-Sema-Zusammenarbeit", urteilt Stefan Schaaps, Consultant bei Pierre Audoin Consultants (PAC) in Paris.

Ansonsten habe die Verbindung überwiegend Probleme geschaffen. Ende 2002 musste Schlumberger, das unter einer hohen Verschuldung leidet, 3,2 Milliarden Dollar an Goodwill-Abschreibungen für Schlumberger Sema vornehmen. Gleichzeitig entließ die IT-Servicesparte in den USA und Europa rund 1600 der weltweit insgesamt 23000 Mitarbeiter. Der Umsatz des IT-Dienstleisters brach im letzten Jahr um zehn Prozent ein.

Die Probleme der Sema-Sparte sind jedoch nicht allein auf die schwierigen Marktbedingungen zurückzuführen. "Das Topmanagement bei Schlumberger kannte das Geschäft mit IT-Services nicht. Sema litt in der Folge unter Orientierungslosigkeit und kulturellen sowie organisatorischen Problemen", schildert Schaaps.

Einem Bericht des Brancheninformationsdienstes "Computerwire" zufolge wird CSC als wahrscheinlichster Käufer für das Outsourcing-Geschäft von Sema gehandelt, das sich Schätzungen zufolge auf rund eine Milliarde Dollar beläuft. Verhandelt wird aber offenbar nur über Auslagerungsverträge, die nicht das Kerngeschäft von Schlumberger betreffen. Kontrakte mit Energieversorgern sowie Öl- und Gasförderunternehmen sollen demnach weiterhin die Schlumberger-Mitarbeiter erfüllen.

Doch auch mit dem verbleibenden Geschäftsvolumen dürfte sich CSC zufrieden geben, fügt sich der Kundenstamm doch unter regionalen und die Branchen betreffenden Aspekten sehr gut in das bisherige Geschäft ein. Semas wichtigste Absatzmärkte sind Frankreich und Großbritannien, wo sich der Absatz auf jeweils 400 Millionen Euro beläuft. "In Frankreich ist das CSC-Geschäft durch die Übernahme der KPMG-Consultants hauptsächlich von Beratungstätigkeiten geprägt, so dass sich Semas Outsourcing-Aktivitäten gut einfügen würden. In Großbritannien hat Sema gute Auslagerungsverträge mit zentralen Institutionen der öffentlichen Hand abgeschlossen, wogegen CSC hier Schwächen gezeigt hat", analysiert Schaaps.

Die Beteiligten kommentierten die Meldungen bislang nicht. Kein Geheimnis ist indes, dass Schlumberger aufgrund seiner Schuldenlast die Einnahmen aus dem Sema-Verkauf begrüßen dürfte. Bekannt ist ferner, dass CSC in Europa wachsen und zur Nummer drei aufsteigen möchte. Derzeit rangiert Sema auf Rang acht der größten europäischen Dienstleister.