BIW-Chef Polzer will die Vertriebskanäle nutzen

Schitag übernimmt den SAP-Partner BIW

19.07.1996

"Von wirtschaftlicher Not kann bei uns keine Rede sein. Das Ganze ist aus strategischen Gründen zustande gekommen", beteuert BIW-Geschäftsführer Helmut Polzer. Wie bisher bleiben er und Raimund Hörmann die Geschäftsführer einer "wirtschaftlich gesunden" BIW GmbH. Sie teilen sich die verbleibenden 40 Prozent der Anteile im Verhältnis 70 zu 30 - wobei das größere Stück vom Kuchen Polzer zufällt.

Die Schitag, so führt der Mittelständler aus, ist für die BIW vor allem wegen ihrer weltweiten Vertriebskanäle der richtige Partner. Früher habe man lediglich 200 Lizenzen von Produkten verkauft, für die ein theoretisches Marktpotential von 150000 bestanden habe - dies werde sich nun ändern. Bei einem Umsatz von zuletzt 62 Millionen Mark und mit rund 250 Mitarbeitern sei die BIW zu klein gewesen, um im Konzert der Großen mitzuspielen.

Für die Schitag ist die Weinstädter Softwareschmiede nicht zuletzt wegen des SAP-Know-hows und der Kompetenz- und Servicezentren interessant. Besonders bewährt hat sich offenbar das sogenannte Service Warehouse: Mit Hilfe des Videokonferenzsystems "Proshare" von Intel unterstützen bisher rund 30 BIW-Mitarbeiter mittelständische Kunden, die Probleme mit bestimmten Anwendungssoftware-Produkten, Datenbanken und Hardwaresystemen haben. Dieses Geschäft will Polzer ausbauen.

Außerdem setzt der BIW-Gründer auf seine AS/400-PPS-Lösung "Brain" und seine Palette an objektorientierten Entwicklungswerkzeugen. Vor allem die "Common Apps", mit denen sich Großanwendungen auf der Client-Seite mit objektorientierten Funktionen ausstatten lassen, sind die Hoffnungsträger von BIW und Schitag. Besonders gute Geschäfte verspricht sich das Duo dabei von einem Tool, mit dem Anwender ihre Native-AS/400-Programme Client-Server-fähig machen und mit einer objektorientierten Benutzeroberfläche ausstatten können. Die RPG-Anwendungen sollen auf den neuesten AS/400-Modellen der Advanced Series laufen und deren höhere Leistung ausnutzen können.

Synergien, aber auch Probleme könnte es für das Gespann im R/3- Geschäft geben. Die BIW vermarktet als Systemhaus-Partner der SAP AG deren R/3-System, und auch die Schitag Ernst & Young gehört zu den weltweit größten SAP-Beratern. Aber die US-Gesellschaft hat es abgelehnt, sich allein von einer Lösung abhängig zu machen sie fühlt sich ebenso kompetent bei der Einführung der Baan-Produkte.

"Wir werden uns mit Polzer, Hörmann und der Schitag zusammensetzen, um uns deren Ziele erläutern zu lassen", kündigt Hans-Jürgen Uhink an, Vertriebsleiter Systemhäuser bei der SAP. Letztendlich habe sich die SAP das Recht vorbehalten, bei gravierenden Beteiligungsveränderungen aus einem Systemhaus- Vertrag auszusteigen, sofern negative Auswirkungen auf die Partnerschaft zu befürchten seien - im Moment gebe es dafür jedoch keinen Grund.